Da möchten Fans spontan ein Spiel online sehen, aber sie haben kein Abonnement bei einem Streamingdienst. In dem Fall wird häufig kurzerhand bei Google und Co. nach Websites gesucht, die im Internet Live Streams anbieten. Doch mindestens für Spiele aus LaLiga dürften diese Seiten künftig gar nicht mehr auftauchen. Denn Google hat mit dem spanischen Ligaverband eine Partnerschaft geschlossen, nach der das Unternehmen alle Streams, die nicht offiziell von LaLiga ausgehen, meldet und entfernt. Auch die Premier League hat vom High Court die Erlaubnis Live Streams, die Piraterie an den Übertragungsrechten betreiben, unmittelbar zu blocken. Den illegalen Streams wird also der Kampf angesagt.
LaLiga kämpft für zahlende Zuschauer
Die spanische Primera División zieht wegen seiner Superstars und Topclubs extrem viele Blicke auf sich. Spielt der FC Barcelona, Real oder Atlético Madrid, wollen das besonders viele Fans auch von zuhause aus mitverfolgen. Dazu haben sie verschiedene Möglichkeiten, Bezahelsender oder OTT-Dienste wie DAZN. Allerdings wollen oder können sich viele Fans – und auch Gastwirtschaften – das nicht leisten.
Im Juni dieses Jahres kam es bei den Bestrebungen des Ligaverbandes Zahlungen für die Spieleübertragung einzutreiben bereits zu einem Eklat. Denn mit Hilfe der offiziellen LaLiga App wurden die Fans unfreiwillig zu Spitzeln. Die per Standardeinstellung aktivierten Mikrofonfunktionen der App zeichneten Audiosignale auf (was im Sinne der AGB der App sogar erlaubt war). Waren die Fans bei der App-Nutzung aber in einer Kneipe, die womöglich keine Gebühren für die Übertragung von Ligaspielen zahlte, aber diese trotzdem ausstrahlte, wurden die Daten analysiert und an LaLiga weitergegeben. Mit der Absicht, die fälligen Gebühren einzutreiben.
Gegen die illegalen Streams im Internet, die alle möglichen Spiele an User vermitteln, die keine Abonnements oder Pässe für bestimmte Spiele haben, ist das Vorgehen jedoch schwieriger. Dennoch hat der spanische Ligaverband auch hier einen Vorstoß gewagt. Laut TorrentFreak kooperiert LaLiga nun mit Tech-Gigant Google, um die Websites, die diese Streams für Spiele der spanischen Profiligen anbieten, aus den Suchergebnissen bei Google zu entfernen. So sollen sie für die User größtenteils unzugänglich gemacht werden. Dabei möchte man keine einzelnen URLs blockieren. Das dürfte langfristig wenig Erfolg versprechen. Vielmehr werden sogenannte DMCA (Digital Millennium Copyright Act) Notices an Google gesendet, welche die Suchmaschine auffordern die Seiten, welche per IPTV unrechtmäßig Streams verbreiten, aus den Suchergebnissen zu entfernen. In einer solchen Notiz hieß es etwa:
The reported website sells payment channel services in an unauthorized manner.
Among the channels they offer, we can find audiovisual content of the football competitions corresponding to the National First and Second Division League Championships, and / or the SM King of Spain Cup, competitions organized by the entity complaining here, the National Professional Soccer League.
Auch wenn nicht bei jeder URL direkt der geschützte Content zu finden ist, werden doch häufig die Verbindungen zu den Providern hergestellt. Und Google nimmt diese Seiten tatsächlich aus den Suchergebnissen.
Insgesamt hat Google schon vielfach Seiten entfernt – und ebnet den Rechtehaltern an der Übertragung und LaLiga womöglich den Weg zu mehr ordnungsgemäß zahlenden Zuschauern. Zwar finden sich online sicher noch genug illegale Streamanbieter; doch immerhin hat man ihnen den Kampf angesagt.
Auch die Premier League arbeitet gegen illegale Streams
Nicht nur in Spanien, sondern ebenso in anderen Ländern mit ihren Ligen wird gegen das illegale Verbreiten von immerhin extrem hochwertigem Sportcontent vorgegangen. Sucht man bei Google nach „bundesliga live stream“, findet sich ebenfalls der Vermerk Googles, dass aufgrund von DMCA-Klageschriften Seiten aus den Suchergebnissen entfernt wurden. In den Beschwerden, die sich bei LumenDatabase nachvollziehen lassen, waren etwa am achten Mai 2018 verschiedene URLs von Goalsarena oder Footytube als rechtliche Verletzung interpretiert worden.
Die Gefahr, die von nicht autorisierten Anbietern von Streams für die Premier League ausgeht, versucht diese ebenso zu bannen. Dafür steht dem Ligaverband sogar vom High Court die Genehmigung zu, diese illegalen Live Streams im vereinigten Königreich selbst zu blockieren. Schon seit 2017 ist diese jüngst verlängerte Genehmigung in Kraft. Wie TorretFreak zu berichten weiß, hat die Premier League damit die Option,
to target the suppliers of illegal streams to IPTV boxes, and the internet, in a proportionate and precise manner.
Das Echtzeitblocking von IP-Adressen war bisher schon sehr erfolgreich und hat dazu geführt, dass Tausende Seiten während der Übertragung der Premier League-Spiele geblockt worden sind.
Letztlich bietet das Internet noch fragwürdige und illegale Streamingdienste in Hülle und Fülle, die Sportevents kostenlos für User bereitstellen, ohne die Gebühren zu zahlen. Doch die Möglichkeiten einer so digitalisierten Welt liefern gleichsam Optionen, um dem Einhalt zu gebieten. Und Google als wohl wichtigste Recherchequelle der Fans, die nach einem Stream suchen, leistet hier seinen – noch vergleichsweise bescheidenen – Beitrag. Wie sich das Bild solch illegaler Übertragungen in den kommenden Jahren in der EU aber wandeln wird, dürfte spannend zu beobachten sein. Immerhin hat das EU-Parlament jüngst eine Urheberrechtsreform gebilligt, die mit Uploadfiltern (Art. 13) und Co. die Verbreitung von Inhalten, an denen keine Rechte bestehen, deutlich erschweren sollte. Nichtsdestotrotz ist der Kampf gegen die Rechtepiraterie im Internet lohnenswert. Schließlich gibt es schon heute eine Reihe regulärer Anbieter, die keine allzu großen Summen fordern. Allerdings dürfen die Kosten für Fans nicht zu hoch werden; und auch die Tatsache, dass sie theoretisch verschiedene Anbieter nutzen müssen, um alle Spiele von Interesse sehen zu können, wird nur dann weiter akzeptiert, wenn der diverser werdende Markt den Fans auch mehr Möglichkeiten und Vorteile bieten wird. Erst dann werden wohl die Zeiten für die illegalen Streams wirklich hart.