Sky ist dir zu teuer, DAZN ist nicht dein Ding? Wer digital auf illegale Streams der Bundesliga zurückgreift, dürfte künftig mehr Probleme mit dem Zugriff auf die Spiele haben. Denn die DFL hat mit Athletia ein Joint Venture geschaffen, dass sich gezielt für die Medienrechtehalter einsetzt – und die Piraterie verfolgt. ryghts wird im Rahmen von “DFL for Equity” dafür sorgen, dass man die Rechtsverstöße in die eigene Hand nimmt.
Medienrechtspiraterie wird der Kampf angesagt
Während immer mehr Nutzer auf DAZN, Sky und Co. setzen, um sich Fußballspiele im Livestream anzusehen, sind ebenso viele User auch mit illegalen Streams zufrieden, die die Partien im Internet ausstrahlen. Durch das Ansehen dieser gehen den Rechtehaltern natürlich Einnahmen in Millionenhöhe verloren; denn wer nicht auf die illegalen Streams zurückgreifen könnte, würde entweder gar nicht schauen oder aber ein Abonnement bei einem offiziellen Anbieter abschließen. Immerhin ist seit einem Grundsatzurteil des EuGH von 2017 nicht mehr nur das Hosten, sondern auch das Rezipieren von illegalen Streams klar rechtswidrig. Dazu erklärte der Medienrechtsanwalt Christian Solmecke seinerzeit:
Das Urteil kam überraschend. In der Sache ging es zwar zunächst nur um einen externen Streamingplayer, schaut man sich die Urteilsgründe aber an, so lässt sich die Entscheidung auch den Abruf von Seiten wie kinox.to übertragen. Im Kern gehen die Richter davon aus, dass sich Nutzer immer dann illegal verhalten, wenn sie beim Streaming von der Rechtswidrigkeit des verbreiteten Streams Kenntnis hatten oder diese hätten haben müssen. Davon dürfte allerdings immer auszugehen sein, wenn aktuelle Kinofilme, die nicht legal abrufbar sind, im Internet im Wege des Streamings verfügbar gemacht werden. Zudem sind neben weiteren zahlreichen Film- und Serien-Streamingportalen wie etwa Burning series (bs.to) auch die Konsumenten von illegalen Bundesliga-Streams betroffen.
Das scheint die Nutzer jedoch wenig zu stören. Denn meist werden auch ihre IP-Adressen bei illegalen Portalen nicht gespeichert, sodass sie kaum verfolgt werden können.
Gegen die Hosts illegaler Bundesliga-Streams geht die DFL nun jedoch aus eigener Kraft vor. Im zusammen mit Athletia gestarteten Join Venture ryghts stehen dem Namen nach bereits die Rechte an erster Stelle. Die DFL hält an ryghts einen Anteil im unteren zweistelligen Prozentbereich. Und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert betont:
Die Beteiligung an einer Firma zum besseren Schutz von Medienrechten ist eine stringente Fortschreibung unserer Strategie. Wir möchten weite Teile der medialen Wertschöpfungskette rund um den Profifußball abdecken und daraus auch Dienstleistungen für andere Sportligen entwickeln. Der Schutz vor illegaler Verbreitung wertvoller Inhalte ist mitentscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg einer Sportorganisation und ihrer Medienpartner. Deshalb besitzt ryghts enormes Zukunftspotenzial.
Von jetzt an ist ryghts für die “gesamte internationale Piraterie-Überwachung rund um die Ausstrahlung von Bundesliga-Begegnungen” zuständig, das heißt im Kontext von Social Media, Web oder IPTV. Damit schlägt die DFL zusammen mit dem renommierten Partner Athletia einen anderen Weg ein als vor kurzem noch die spanische Organisation La Liga. Dort wurde die offizielle La Liga App dazu genutzt, um schlichtweg über die Mikrofone der Nutzer auszuspionieren, ob in Restaurants, Kneipen usw. Livetreams zu den Ligaspielen liefen; wenn die Lokalitäten keine Lizenz dafür hatten, konnte der Verband ihnen so zu Leibe rücken. In Kooperation mit Google versucht man auch, mithilfe sogenannter DMCA (Digital Millennium Copyright Act) Notices zu erreichen, dass die Websites, die illegale Streams anbieten, bei der Suchmaschine de-indexiert werden. Auch auf diese Maßnahme könnten sich andere Ligen verlegen, sofern nicht bereits geschehen. Mit ryghts geht die DFL nun jedoch deutlich in die Offensive – und könnte damit letztlich den Rechtehaltern zu mehr Einnahmen verhelfen.
Die DFL baut Portfolio mit Unternehmensbeteiligungen aus
Das Joint Venture ryghts ist nicht das erste Unternehmen, bei dem die DFL eine starke Beteiligung hat. Hauptverantwortlich für ryghts ist Athletia, die Expertise im Bereich der Bearbeitung von Fällen nicht-autorisierter Verbreitung geschützter Inhalte aufweisen.
Für uns ist ryghts in zweierlei Hinsicht die logische Erweiterung von Athletia – zum einen passt das neue Produkt perfekt in unser Portfolio aus individuellen Dienstleistungen auf Basis von eigener Technologie, zum anderen freuen wir uns, die langjährige Zusammenarbeit mit der DFL auf ein neues Level zu heben und dieses für die Industrie essenzielle Thema nun gemeinsam zu entwickeln,
so Athletia-Geschäftsführer Lukas Klumpe. Im Rahmen des Programms “DFL for Equity” hatte die Liga letztes Jahr bereits einen Einstieg beim israelischen Startup Track160 bekanntgegeben. Im vergangenen Jahr konnte das Startup, welches eine 3D-Erfassung von Spielerbewegungen auf KI- und Machine Learning-Basis ermöglicht, bei der Spielmacher Konferenz den ersten European SportsTech Award gewinnen. Das Konzept überzeugte auch die DFL. Track160 wurde somit zur „DFL invested company“. Nach eigenen Angaben möchte die DFL die “digitale Wertschöpfungskette des deutschen Profifußballs” eigenständig bedienen. Daher sollen neben Track160 und ryghts künftig weitere Startups und Tech-Unternehmen zum Portfolio dazustoßen.
Gerade mit ryghts lässt sich die Wertschöpfung womöglich besonders hervorheben, wenn das Joint Venture erfolgreich die Medienrechtspiraterie unterbinden oder zumindest eindämmen kann. Wer den Komfort von zahlreichen Livestreams genießen möchte, sollte auch bereit sein, etwas dafür zu zahlen. Schließlich helfen OTT-Anbieter inzwischen auch, die Preise für umfassende Angebote etwas zu drücken. Die meist etwas zerstückelten Angebote schrecken Kunden dann aber doch ab; vielleicht wird ihnen die Option, illegal Streams zu sehen, aber in Zukunft doch erschwert.