Denken Fußball-Fans an Zlatan Ibrahimović, kommen ihnen sicher viele Assoziationen: Ein Fallrückzieher-Tor für die Ewigkeit gegen England, Meisterschaften in Italien mit Juve, Inter und dem AC Mailand, eine Fehde mit Guardiola, ein zweiter Frühling bei Man United, und eine Blockbuster-Karriere bei LA Galaxy. Seine charakteristische Arroganz zeigte Zlatan auch bei seinen Abschiedsworten an die Galaxy-Fans, nachdem er zuletzt seinen Abgang verkündet hatte: “Now go back to watch baseball”.
Noch ist unklar, wohin es den selbsternannten (Fußball-)Gott mit seinen 38 Jahren nun zieht. AC Mailand ist ein Kandidat; viele Fans in der Heimat dürften sich eine Rückkehr zum Heimatclub Malmö FF sehnlichst wünschen. Immerhin wurde in der Hafenstadt erst im Herbst eine drei Meter große Zlatan-Statue enthüllt.
Während das Rätselraten um seine nächste Station als Spieler weitergeht, hat sich Zlatan allerdings bei einem schwedischen Club als Miteigentümer eingekauft. Nicht bei Malmö, sondern bei Hammarby IF aus Stockholm.
Zlatan als Teil von Hammarby IF: Wut in Malmö, Hoffnung in Stockholm
Ibrahimović hat 50 Prozent des Sportunterhaltungsunternehmens Anschutz Entertainment Group (AEG) gekauft, wie der Verein Hammarby IF auf der eigenen Website angab. Damit übernimmt der schwedische Superstar gleichzeitig fast 25 Prozent der Anteile am Verein, da der AEG 45 Prozent des Clubs gehören. So wird Ibrahimović offiziell zum Partner des Vereins.
Die ersten starken Reaktionen erreichen die Welt jedoch nicht nur aus Stockholm, sondern vor allem aus Malmö. Dort hatten Vandalen die Zlatan-Statue verhängt, mit einer Klobrille belegt, rassistisch bekritzelt und sogar anzuzünden versucht, wie der Tagesspiegel berichtet. Sogar das Wort “Judas” wurde an die Tür von Ibrahimovićs Stockholmer Wohnsitz gesprüht. Der Fußball-Star hat inzwischen Anzeige erstattet.
Während die Malmö-Fans frustriert sind und sich fragen dürften, warum ihr Idol sich an einem anderen schwedischen Club beteiligt, hegt dieser, Hammarby IF, große Hoffnungen für die Zukunft.
Richard von Yxkull,Vorsitzende des Vereins, erklärt:
This is still very new to us, but of course it feels exciting. This is a well timed deal, since we’ve had a strong development over the last few years and next year we will play Europa League. So to get a person like Zlatan Ibrahimović involved in our club, with his winning mentality feels perfect. It is too early to go into detail concerning what Zlatan’s contribution to Hammarby will look like, but of course we see great potential in his partnership.
Warum Hammarby?
Diese Frage dürften sich viele Malmö-Fans, aber auch andere Fußball-Interessierte nach der Meldung gestellt haben. Eine Antwort mag darin liegen, dass Zlatans letzter Club, LA Galaxy, seit 1998 der AEG gehört. Ein Business-Kontakt könnte also in diesem Zusammenhang unmittelbar zustande gekommen sein. Der Galaxy-Präsident und frühere US-Nationalspieler Chris Klein sitzt schließlich ebenfalls im Aufsichtsrat bei Hammarby IF.
Zlatan selbst gab zu seinem Engagement bekannt:
Hammarby is a fantastic club with passionate supporters and is well respected in both Stockholm and Sweden. I have always liked the club and its fans, and I’m also impressed with the club’s achievements over the last years, both on and off the pitch. To be part of and to assist Hammarby in its progress feels both fun and exciting.
Das dürfte Malmö-Fans schmerzen; vor allem, da der Stockholmer Verein vergangene Saison punktgleich mit dem Rekordmeister auf Platz drei landete. Beide verpassten die Meisterschaft nur knapp. Vielleicht fürchten die Malmö-Anhänger nun, dass Hammarby IF sportlich und als Marke einen weiteren Schritt machen kann – und Zlatans Jugendclub damit ins Hintertreffen gerät.
Steht Hammarby IF vor einer großen Zukunft?
Die Erfolge, die Ibrahimović in Bezug auf Hammarby IF anspricht, sind keine großen Siege. Die jüngste und einzige Meisterschaft feierte der Club 2001. Doch in den vergangenen Spielzeiten stellte man mit einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von über 20.000 die Bestmarke in ganz Skandinavien. Davon berichtete Den nordiska publikan schon 2016.
Auch 2018 war die Zahl die stärkste in Schweden. Und das, obwohl in der Tele2 Arena 32.000 Menschen Platz finden, in AIK Solnas Friends Arena aber sogar mehr als 54.000. Malmö FF hingegen hatte im Jahr 2018 einen Zuschauerschnitt von knapp 15.000, so Transfermarkt.
Der Fußball unter Trainer Stefan Billborn lockt also schon jetzt viele Stockholmer und andere Fußball-Fans ins Stadion. Vielleicht werden es in Zukunft noch mehr. Einmal, weil der Verein erstmals seit über zehn Jahren wieder international spielt. Aber auch, weil er durch Zlatans Beteiligung ebenso international wahrgenommen wird. Das kann der Marke Hammarby IF nur zuträglich sein. Vor einigen Jahren brachte Fußballmedienunternehmen Cop90 eine Kurzdoku auf YouTube heraus, die die besondere Fankultur bei Hammarby IF beleuchtet.
Heute gehen die Dauerkarten für die nächste Saison bereits im Rekordtempo weg, berichtet der Verein.
Vielleicht kann Zlatans Engagement – worin es genau bestehen wird, ist noch unklar – schon durch die Ankündigung Auftrieb geben. Für den einen oder anderen skandinavischen Spieler könnte es ein Anreiz sein, in Zlatans Club zu spielen. Kann Hammarby sich das zunutze machen und nächstes Jahr angreifen, um die Allsvenskan erneut zu gewinnen? Möglich wäre es. Für den Nachwuchs ist übrigens auch gesorgt. Denn Hammarby IF mag den meisten Europäern unbekannt sein, ist aber als Sportorganisation riesig; über 3.000 Spieler und Spielerinnen aller Altersklassen gehörten schon 2018 zum Verein.
Und wer weiß, vielleicht wird auch der große Zlatan künftig noch für die Stockholmer in Grün und Weiß antreten. Dann wäre die Hauptstadt verzückt, die Marke Hammarby IF plötzlich ein wichtiger Punkt auf Europas Fußballlandkarte – und Malmö FF richtig sauer. Aber wenn es einer machen kann, dann Zlatan Ibrahimović; der ist schon immer seinen eigenen, oft krassen Weg gegangen. “Jag har väntat så länge på just den här dan – Ich habe so lange auf diese Sache gewartet”, heißt es in der Hymne von Hammarby IF. Zlatan könnte eine Antwort darauf sein.