UEFA Europa Conference League: Mehr Länder, mehr Geld?

2021 startet die UEFA Europa Conference League als 3. europäischer Wettbewerb hinter Champions und Europa League. Das bedeutet mehr Inklusion und Repräsentation von Clubs und Verbänden. Doch wer profitiert am Ende?

Der neue Wettbewerb der UEFA soll vor allem mehr Vereinen aus mehr Ländern die Chance geben, sich im internationalen Geschäft wiederzufinden. Immerhin scheitern die Meister aus den kleinen Ligen regelmäßig in der Qualifikation zur Champions League oder Europa League. Durch die Conference League, die 2021 an den Start gehen wird, werden mindestens 34 statt Minimum 26 Länder in den europäischen Wettbewerben repräsentiert. 141 Spiele im neuen Format bedeuten also künftig ganz besondere Europapokalfreuden in verschiedenen Ecken Europas. Für die UEFA könnte sich das rentieren; doch wie groß wird das Interesse an der Conference League letztlich wirklich sein?

Die UEFA Conference League im Schnellcheck

Das Exekutivkomitee der UEFA gab jüngst in Ljubljana den Start der Europa Conference League bekannt.

Die UEFA begründete die in der Debatte umstrittene Entscheidung zur Einführung dieses Wettbewerbs mit der stärkeren Inklusion diverser Vereine. Präsident Aleksander Čeferin erklärte:

The new UEFA club competition makes UEFA’s club competitions more inclusive than ever before. There will be more matches for more clubs, with more associations represented in the group stages. There was a widespread demand by all clubs to increase their chances of participating more regularly in European competition. This has been achieved with a strategic approach and in accordance with UEFA’s objective of having both more quality and more inclusivity in our club competitions.

In aller Kürze wird die Conference League so aussehen: 32 Teams kämpfen in 8 Gruppen um den Titel; die Europa League wird im Zuge dessen von 48 auf 32 Teams reduziert. Das Besondere ist, dass so mindestens 8 Länder mehr in den Gruppenphasen der UEFA-Wettbewerbe repräsentiert werden. Gespielt wird donnerstags um 18.45 Uhr und 21.00 Uhr, das Finale findet an einem Mittwoch statt. Nach der Gruppenphase folgt das Achtelfinale. Dieses erreichen die Gruppenersten und die Sieger aus den Play-Offs der Gruppenzweiten und der Gruppendritten der Europa League – ab 2021 wird dieser Modus auch zwischen Europa League-Zweiten und CL-Dritten aus der Gruppenphase eingesetzt. In 15 Spielwochen werden in diesem Wettbewerb 141 Spiele ausgetragen werden. Der Sieger erhält einen Startplatz in der kommenden Saison in der Europa League. Das dürfte den kleineren Teams aus den eher unbekannteren Ligen ein Ansporn sein; eine regelmäßige Teilnahme am Europacup ebenfalls. Allerdings wird der Wettbewerb bislang noch nicht vollends ernst genommen.

Zwischen Europacup-Enthusiamsmus und Profitgedanken

Teams aus Schottland, Polen, Finnland, Irland, Schweden, Bulgarien oder auch Luxemburg könnten sich in der Europa Conference League auf internationale Begegnungen freuen. Diese und viele weitere Länder hängen in der UEFA-Fünfjahreswertung hinter Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich, Russland, Portugal und Co. zurück. Das weckt Interesse bei den Clubs, die sonst selten über die frühen Qualifikationsrunden etwa zur Europa League hinauskommen. Demnach könnte es zu Partien kommen wie: Jeunesse Esch (Luxemburg) gegen die Shamrock Rovers (Irland) oder FC Aberdeen (Schottland; immerhin mit bedeutender Historie im Europapokal) gegen Lechia Danzig (Polen).

Wie groß das allgemeine Interesse außerhalb der Fan-Gruppen dieser Clubs oder vielleicht der betreffenden Ländern sein wird, bleibt abzuwarten. Denn einerseits sind diese Spiele im Vergleich zu Begegnungen wie Juventus Turin gegen Atlético Madrid in der Champions League beinahe glanzlos. Andererseits erwarten Fans und Zuschauer heute immer frischen Content und ein neuer Wettbewerb liefert zusätzlichen Live-Fußball, der doch seine Zuschauer finden könnte. Das ist schließlich auch ein Ziel der UEFA. Denn mehr Wettbewerbe bedeuten mehr Spiele, die vermarktet werden können; davon sollen letztlich viele profitieren.

Nun dürften die Zuschauerzahlen in der Gruppenphase nicht allzu hoch ausfallen. Doch gerade ab den Viertel- oder Halbfinals sollte sich das ändern. Beim Europa League-Finale registrierte allein BT Sports 6,3 Millionen Zuschauer, so IBC. Und ein CLub wie Stade Rennes, der sich im Achtelfinale mit Finalist Arsenal messen konnte, erhielt laut UEFA 90.000 Ticketanfragen für das Heimspiel gegen die Gunners. Je weiter fortgeschritten der Wettbewerb, desto besser lässt er sich vermarkten; vor allem, wenn das eine oder andere bekanntere Team dabei ist. Arsenal gegen Chelsea war für viele sicher ein interessanteres Finale als Slavia Prag gegen Villareal es gewesen wäre.

In der Europa Conference League könnten nun Clubs, die es in der Europa League nicht ganz schaffen, nach dem Titel greifen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Drittplatzierte der EL-Gruppen in der Conference League weit kommen, erscheint angesichts der qualitativen Unterschiede zu den Teams aus kleineren und schwächeren Ligen hoch. Um nur einige der drittplatzierten Vereine der vergangenen Europa League-Saison zu nennen: AC Mailand, siebenfacher Champions League-Sieger, Beşiktaş Istanbul, Glasgow Rangers oder RB Leipzig. Der Chef der European Club Association (ECA), Andrea Agnelli, hatte gesagt:

We believe that this outcome ensures that the UEFA club competitions continue to develop in a manner which is fair and balanced.

Es scheint, dass die Balance dahingeht, dass mehr Teams europäisch spielen und dass ein Pokal gewonnen werden kann, der manchem Team Europacup-Siege bescheren könnte, das so gar nicht davon zu träumen gewagt hatte. Realistischer ist womöglich, dass eher die Rangers, oder Istanbul den Titel in der UECL holen als Jeunesse Esch. Dennoch dürfen wir gespannt sein, welche Bedeutung diesem gänzlich neuen Wettbewerb beigemessen wird, der für viele überflüssig daherkommt. Doch fragt man Fans der irischen oder rumänischen Clubs beispielsweise, könnte sich dieses Bild ändern.

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Da fragt man sich dann aber auch, warum der Europapokal der Pokalsieger abgeschafft wurde. Nicht aus sportlicher Sicht; denn die Sieger der großen Fußball-Nationen wären sicher auch hier dominant. Sondern aus wirtschaftlicher Sicht. Heute ließe sich so ein Wettbewerb sicher gut vermarkten; besser noch als die Europa Conference League. Das diese nun eingeführt wird, könnte also doch ein Tribut an die Leistungen der Teams aller Länder Europas sein. Dass das aber der Hauptbeweggrund sein sollte, ist illusorisch. Denn mehr Länder, die Europapokal-Spiele austragen, bedeuten für die UEFA letztlich schlichtweg mehr Geld. Und: Siege in der neuen Conference League bringen auch ganz neue Geschichten hervor. In Zeiten von Netflix, Amazon Prime und DAZN sind diese aus Marketing-Sicht auch nicht zu verachten. Und ein Europapokal-Finale bleibt ein Europapokal-Finale – oder?

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