Tiefgreifende Krise oder kurze Schwächephase – Wie sieht die Zukunft des deutschen Fußballs aus?

Steckt der deutsche Fußball in einer Krise oder wird der kurzfristig ausbleibende Erfolg zu sehr überhöht? Der DFB sucht neue Wege nach oben.

Das Ausscheiden in der Gruppenphase bei der WM 2018 in Russland war ein historisch schlechtes Ergebnis. Nun, mehr als ein Jahr später, verliert die deutsche Nationalmannschaft ihr EM-Qualifikationsspiel zuhause gegen die Niederlande verdient mit 2-4 und kommt gegen allenfalls mittelmäßig besetzte Argentinier nicht über ein 2-2 hinaus. Der deutsche Fußball gehört momentan nicht zur Weltspitze. Doch wie tiefgreifend ist dieses Problem wirklich und was tun der DFB und die Vereine, um bald wieder ganz oben zu stehen?

Kompetenzzentrum DFB-Akademie

Der DFB stellt sich neu auf, zwar nicht personell, aber zumindest infrastrukturell. Nach den vergangenen Leistungen ist auch den letzten Optimisten klar geworden, dass Deutschland anderen Nationen in zu vielem hinterherhinkt. Deshalb baut der DFB nun ein neues, modernes Zentrum der Innovation – die DFB-Akademie. (Mehr zur Akademie hier.)

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Die neue Akademie soll der Ort sein, an dem alle Fäden zusammenlaufen und an dem das Wissen des deutschen Fußballs seine gebündelte Kraft entfaltet. Nach dem Vorbild anderer Länder entworfen, sollen an diesem Ort sowohl die Trainer- als auch die Spielerausbildung stattfinden. Das wichtigste Grundprinzip soll darin bestehen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Denn dem deutschen Fußball fehlt laut den Verantwortlichen vor allem eins: Die sogenannten “Unterschiedspieler”.

Für Christian Streich liegt das Problem bereits in der kindlichen Ausbildung begründet. Er ist der Meinung, dass Kinder in Spielformen mit wesentlich längeren und häufigeren Ballbesitzzeiten entwickelt werden müssten. Denn aufgrund eben dieser Prinzipien entstünden beispielsweise in Belgien reihenweise Ausnahmefußballer, à la Kevin de Bruyne.

Schlechte Ergebnisse sind nicht gleich Krise

Doch wie groß sind die Probleme des deutschen Fußballs wirklich? Ein Blick auf die bisherigen Weltmeister des 21. Jahrhunderts zeigt, dass ein Ausscheiden in der Gruppenphase der nächsten WM keine Ausnahme ist, sondern die Regel. Genauso ist das Ausscheiden der beiden deutschen Hoffnungen in der Champions League bereits im Achtelfinale keinesfalls alljährlich. Seit dem deutschen Finale 2013 hat der FC Bayern in vier von sechs Saisons das Champions League Halbfinale erreicht und ist in den beiden anderen jeweils gegen den späteren Sieger ausgeschieden.

Außerdem gehört auch zur Wahrheit dazu, dass die DFB-Elf das Hinspiel in der EM-Qualifikation gegen die Niederlande gewinnen konnte. Also scheint diese verjüngte Mannschaft sich auch auf internationaler Ebene nicht verstecken zu müssen. Jürgen Klopp ist da ähnlicher Meinung. Er sieht in der Nationalmannschaft momentan nahezu jede Position mit absoluten Top-Spielern besetzt und hält auch die Wichtigkeit der finanziellen Mittel von Vereinen für überbewertet.

Auch BVB Boss Hans-Joachim Watzke stimmt in diesen Tenor mit ein und gibt zwar zu, dass die Wahrscheinlichkeit einen Titel zu gewinnen, mit höheren finanziellen Mitteln steigt. Aber gleichzeitig sei es am wichtigsten gute Arbeit zu leisten. Die richtigen Leuten sind laut Jürgen Klopp entscheidender, als die finanziellen Möglichkeiten eines Vereins.

Die richtigen Leute, am richtigen Ort und alles funktioniert. Die falschen Leuten, am richtigen Ort und beide Systeme (mit und ohne 50+1 anm. der Red.) sind problematisch.

Jürgen Klopp

Spannende ZDF Doku

In der ZDF Dokumentation “Wo steht der deutsche Fußball im Jahr 2019?” analysiert Béla Rethy ausführlich die momentane Situation. Er führt Interviews mit interessanten Gesprächspartnern und geht der Frage auf den Grund, ob der deutsche Fußball momentan in einer Krise steckt. Abschließend sind sich alle Beteiligten einig, dass die Probleme nicht überinterpretiert werden sollten, aber Deutschland nichtsdestotrotz in einigen Bereichen Nachholbedarf hat. Mit der DFB-Akademie werden erste Maßnahmen ergriffen, um Fußballdeutschland zu reformieren, aber das allein reicht noch nicht aus, um wieder zur absoluten Weltspitze zu gehören.

Es wird auch in Zukunft darauf ankommen, die Augen offen zu halten und sich nicht vor Neuerungen zu verschließen. Denn selbst die beste Akademie führt nicht zum Erfolg, wenn dort so weiter gearbeitet wird wie zuvor. Der deutsche Fußball hat sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht und wurde von anderen Nationen überholt. Doch diese Nationen sind keineswegs uneinholbar enteilt und der DFB hat längst mit der Aufholjagd begonnen.

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