The Age of Superstars – Wer kommt nach Messi und Ronaldo?

Messi und Ronaldo sind längst auf dem Fußball-Olymp angekommen; und sie erklimmen doch immer neue Höhen. Für sie gelten Sonderregeln, keiner kommt ihnen nahe. Doch wer folgt ihnen nach?

Life with Leo is prettier, of another colour,

sagt Barcelona-Präsident Josep Maria Bartomeu über Lionel Messi. Und er hat recht, was die Fußballfans betrifft. So sehr wie Messi den FC Barcelona der vergangenen 15 Jahre geprägt hat, haben er und sein ewiger Rivale, Cristiano Ronaldo, eine ganze Ära des Sports in ihrem unersättlichen Ehrgeiz mitgestaltet. Messi und Ronaldo, das sind Kultfiguren des Spiels, für manchen gottgleich, Werbeikonen für andere. Sie sind Influencer auf so vielen Ebenen, mit ihren Trophäensammlungen könnten sie eine ihrer Luxusimmobilien ausstatten. Bei den Stars im Fußball kommen einem Zidane, Kahn, Ronaldo, Baggio, Platini, Maradona und Co. in den Sinn, geht es um Stardom und Fandom, sind Spieler wie David Beckham stilprägend gewesen. Doch erst mit Messi und Ronaldo ist das Zeitalter der Megastars angebrochen. Inzwischen gibt es viele, viele Fans von Messi und Ronaldo, die ihren Idolen folgen; weniger aber dem Verein, den sie repräsentieren. Ein Zeichen der Zeit. Eine Zeit, in der die Verdienste der beiden trotz absurder Gehälter noch astronomisch sind, ihre Torquoten auch in ihren Dreißigern unerreicht und in der an ihrem Status quo als die besten der Welt kaum zu rütteln ist. Doch wie lange noch? Wer könnte Messi und Ronaldo nachfolgen?

Superlative im Akkord – Wer kommt nach Messi und Ronaldo?

Seit mehr als 15 Jahren sind der Argentinier und der Portugiese im Profi-Geschäft, mindestens 12 Jahre davon an der Weltspitze. Das allein ist außerordentlich. Beide sind 5 Mal Weltfußballer gewesen, Messi hat 4 Mal die Champions League geholt, Ronaldo sogar 5 Mal. Zahlreiche weitere Titel ließen sich aneinanderreihen; nur Weltmeister ist bislang keiner von ihnen geworden. Beide werden außerdem reihenweise Torschützenkönig, Ronaldo hat für Real mehr Tore erzielt als Spiele absolviert und ist, obwohl inzwischen bereits bei Juve vergöttert, Reals Top-Torjäger aller Zeiten. Messi hat in seinem Vertrag ein Recht darauf, auch vor Vertragsende ablösefrei zu gehen, Ronaldo verdient mehr als dreimal so viel wie die anderen Top-Verdiener der Serie A. Obwohl Messi und Ronaldo nicht mehr die Jüngsten sind, müssen für diese Spieler immer wieder neue Superlative her. Denn sie bereichern das Spiel um nichts weniger als das Beste.

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So werden Momente des Spiels Teil der Geschichte.

Das ist auch deshalb möglich, weil heute jedes Traumtor in den Social Media sofort präsent ist, die digitale Medienlandschaft macht eine Heroisierung einfacher und zugänglicher.

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Ronaldos unnachahmlicher Jubel, Messis magische Ballkontrolle … Die Liste der Dinge, die die beiden zu den Megastars von heute gemacht haben und machen, ist lang. Der Starkult rund um die Marke hat längst begonnen am Konstrukt von traditioneller Anhängerschaft für Vereine zu rütteln.

Unabhängig von ihrem recht unterschiedlichen und doch massiven Erfolg abseits des Platzes, werden beide, Ronaldo und Messi, als GOAT bezeichnet. Dieser Titel wird ihnen so schnell nicht streitig gemacht. Und wer der besser ist, soll an dieser Stelle nicht zur Diskussion stehen. Sie sind wie zwei großartige Schauspieler, die uns mit jeder Vorstellung wieder begeistern. Doch mit 32 (Messi) und 34 (Ronaldo) Jahren ist ein Karriereende in den kommenden 5,6,7 Jahren zumindest gut möglich. Wer wird dann zum absoluten Megastar aufsteigen?

Neymar gefallener Erbe?

Zwar ist in den Medien häufig die Rede vom neuen Messi oder neuen Ronaldo, doch würdige Nachfolger müssen sich erst beweisen. Als einer der größten Stars auch abseits des Platzes, genauso talentiert aber darauf, gilt Neymar Jnr. Zusammen mit Messi feierte er bereits große Erfolge bei Barcelona und es dürfte unstrittig sein, dass er einen Zauberfuß hat. Allerdings hat sich Neymar seinen Platz als der Erbe der Top 2 ein wenig verbaut. Seit seinem Wechsel zu PSG, immerhin ein Weltrekord bei der Ablöse, wirkt er wenig motiviert und spielt in keiner absoluten Top-Liga mehr. Er hat wichtige Spiele verletzt verpasst, den Sieg Brasiliens bei der Copa ebenso. Zudem ist er für die CL erst einmal gesperrt, weil er nach PSGs Ausscheiden gegen Man United die Schiedsrichter beleidigte. Nach dem verlorenen Pokalendspiel in Frankreich verlor er die Fassung und ließ sich auf eine Auseinandersetzung mit einem Fan ein.

Dazu kommt seine überbordende Theatralik, die seinem Spiel so viel Dynamik nimmt. Einst ein Wunderkind von einem Fußballer, wirkt der so talentierte und auf effektive Neymar heute mitunter gar lächerlich. Da hilft ihm auch seine enorme Popularität bei Instagram und Co. nicht weiter, um im gleichen Atemzug mit Messi, einem Pele oder Ronaldo genannt zu werden. Der geplatzte mögliche Wechsel zurück nach Barcelona tut sein Übriges.

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Diese Ansicht wird nicht jeder teilen. Doch es etablieren sich bereits Spieler, die in den kommenden Jahren zu absoluten Megastars avancieren könnten. Das geben auch Experten zum Besten.

Die erfolgversprechenden Anwärter

Mit Manchester City hat sich besonders unter Guardiola ein Team in den Fokus gespielt, das so viele Rekorde gebrochen hat. Dabei haben Spieler wie Agüero oder David Silva maßgeblichen Anteil. Das Superstar-Potential bei City verkörpern jedoch inzwischen eher Kevin De Bruyne oder Raheem Sterling.

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Sie spielen konstant auf Weltniveau und haben sich auch nach schweren Phasen großen Respekt erarbeitet. Bei Sterling ist wohl eher abzusehen, dass er zu einer Marke wird als bei De Bruyne. Sein mutiges Auftreten gegen Rassisten dürfte dabei auch eine Nebenrolle spielen und ihn zu einer Ikone seiner Generation machen. Vergangene Saison lieferte Sterling in 51 Spielen 25 Tore und 18 Vorlagen für City, die Bilanz diese Saison liegt bei 6 Spielen und 6 Toren (ein mögliches Tor gegen Donezk zum CL-Start nicht eingerechnet) für die Sky Blues. Um als Megastar zu gelten, muss der englische Stürmer aber in Sachen Social Media noch aufholen; dort hat er etwa bei Instagram “nur” 5,8 Millionen Follower.

Paul Pogba von Stadtrivale Manchester United kommt hingegen auf 37,7 Millionen.

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Pogba ist eine der größten Marken im Fußball, schon jetzt eine Ikone. In Italien hat er bei Juve reihenweise Titel geholt, mit Frankreich hat er sich sogar den größten Titel überhaupt gesichert. Doch bei United sind neben dem League Cup und der Europa League nicht viele Titel gefolgt und er konnte nicht konstant an seine besten Leistungen anknüpfen. Außer Frage steht wohl, was für einen Medienwert der Franzose generiert. Er ist ein extrem wichtiges Gesicht für Adidas, vielleicht sogar wichtiger als Messi in einigen Belangen. Aber obwohl er bei Man United ausgebildet wurde, wird er, auch wegen seiner Wechselwünsche, nicht zur Galionsfigur des Clubs. Adidas hatte es sich gewünscht (und könnte bei Pogbas Werdegang auch ein Wörtchen mitzureden haben). Vielleicht kann ein Wechsel zu Real ihn nach ganz oben bringen. Was er auf dem Platz zeigt, ist jedoch nicht auf Messis oder Ronaldos Niveau.

Dieses Niveau könnte Kylian Mbappé erreichen. Erst 20, hat auch er schon den WM-Titel geholt, Meisterschaften und die Torjägerkanone in Frankreich. 39 Tore und 17 Vorlagen in nur 43 Spielen machen ihn zum vielleicht meistgewollten Spieler. Real Madrid könnte auch seine Destination sein. Denn: Mbappé ist womöglich der heißeste Anwärter auf den Thron, aber solange er “nur” bei PSG brilliert und solange PSG die CL nicht gewinnt, wird er es schwer haben, als der weltbeste Stürmer oder Spieler zu gelten. Doch die Zeit hat er und schon jetzt hat sich Mbappé oft bewiesen.

Die Liverpool-Fraktion

Geht es um Superstars, ist natürlich auch der aktuelle CL-Sieger aus Liverpool zu bedenken. Van Dijk könnte es sogar schaffen, zum Weltfußballer zu werden – als erster Verteidiger seit Fabio Cannavaro 2006. Van Dijk gehört unmissverständlich zu den aktuell besten Spielern des Planeten. Rein Spielerisch ist er ein Megastar, seine Zweikampfwerte, sein Führungsstil, seine schiere Präsenz zeugen davon. Aber abseits des Platzes ist er es weniger, er ist keine schillernde Persönlichkeit. Das muss er auch nicht sein, aber es könnte ihn aus dem Rennen nehmen, wenn es um das Prädikat Megastar geht.

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Seine Kollegen Mo Salah und Sadio Mané lehren derweil andere Verteidiger das Fürchten. Mit unglaublichen Zahlen, was die Torbeteiligungen angeht. Sie dürften als Superstars des Spiels gelten; beide sind inzwischen 27, für ein Erbe Messis und Ronaldos könnte es eng werden. Auch bei ihnen ist kein Zweifel über ihre spielerische Weltklasse vorhanden. Doch sie sind wie viele Anwärter, und anders als Ronaldo, Messi und vielleicht sogar Pogba, nicht so isoliert von ihrem Club als Populärfigur präsent. Das ist ein Aspekt, der ihren Status als Megastar etwas infrage stellen könnte. Zudem wird es für sie schwer, auch mit einem WM-Titel unsterblich zu werden.

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Kane, Dybala und Griezmann

Sie könnten kaum unterschiedlicher sein, aber sie zählen zu den weltbesten Stürmern. Griezmann ist ebenfalls Weltmeister und nun, da er beim FC Barcelona spielt, hat er womöglich eine bessere Chance, die ganz großen Titel zu holen. Zwar muss er sich gegen Messi und Suárez und Co. behaupten, doch seine Popularität in den digitalen Medien spricht für ihn. 28 Millionen folgen ihm auf Instagram, seine Jubel, inspiriert durch Fortnite, sind längst weltbekannt und er wird schon jetzt oft imitiert. Dazu kommt, dass er, ähnlich wie Cristiano Ronaldo, durch seine Attraktivität auf sich aufmerksam macht. Und er weiß, mit aktuellen Referenzen zu arbeiten.

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Griezmanns Leistungsdaten sind nicht annähernd so gut wie Ronaldos oder Mbappés; aber seine Nähe zu populären Medienprodukten könnte ihn zu einem sehr wichtigen Star werden lassen, mehr noch, als er es schon jetzt ist. Wenn er sein Spiel auf ein anderes Level heben kann.

Harry Kane hingegen, Tottenhams Stolz, ist kein typischer Sonnyboy. Aber er ist unglaublich effektiv. Besonders auf der großen Bühne. 14 Tore in 19 CL-Spielen und die Torschützenkanone bei der WM 2018, die er auch in er Premier League schon zwei Mal gewinnen konnte. Kane zeigt große Konstanz und das prädestiniert ihn, ein sehr großer Star im Weltfußball zu werden. Er ist für viele, gerade Briten, eine Identifikationsfigur. Beweisen muss er allerdings, dass er mit Tottenham auch Titel holen kann. Der Lauf in der Champions League deutete das an.

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Paulo Dybala ist einer, der lange als Messis legitimer Nachfolger galt und bei Juventus für Furore sorgte. Sein Pech war, dass Ronaldo ihm bei Juve nun die Show stiehlt und er einen Wechsel nicht befürwortet hat. Daher lässt sich Dybala als extrem talentierter Fußballer einstufen, der den Olymp des Fußball-Fandoms wohl aber nicht besteigen kann, solange er in Ronaldos (und bei Argentinien Messis) Schatten steht. Zudem ist er bei Sarri anscheinend nicht zwingend gesetzt.

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Die Youngster

Es ließen sich noch einige Spieler anführen, die zu absoluten Megastars werden könnten. Aber wir werden an dieser Stelle nur noch zwei nennen. Jadon Sancho ist einer davon, denn nach seinen ersten 2 Toren für England lohnt auch ein Blick auf seine Bundesliga-Bilanz für den BVB (und er ist erst 19).

Macht Sancho so weiter, liegt ihm die Welt wie Mbappé zu Füßen. Vielleicht kann er schon diese Saison mit dem BVB den Titel holen, womöglich wird es ihn irgendwann nochmal auf die Insel oder nach Spanien ziehen. Sein Megastar-Status wird dann auch von der Entwicklung abseits des Platzes abhängen, genauso wie von seiner Konstanz. Das Potential ist jedenfalls gewaltig und als Sinnbild einer neuen Generation mag er sich bis ganz nach oben spielen. Wenn Messi und Ronaldo auch erst in 6 oder 7 Jahren aufhören, ist Sancho noch immer jung.

Das gilt umso mehr für die Sensation der bisherigen Saison, Ansu Fati. Der 16-Jährige hat schon 2 Mal für Barça getroffen, Assists kommen dazu. Spanien bemüht sich bereits um eine Einbürgerung. Noch hat Fati nur wenige Spiele gespielt, doch wer mit 16 so einschlägt, könnte wirklich der neue Messi werden. Denn seit dem kleinen Argentinier war der FC Barcelona kaum mehr so in Aufruhr wegen eines Talents. Und aus der eigenen Schmiede kommen einige der besten Spieler.

Zu den vielversprechenden Youngstern, die direkt in große Fußstapfen treten könnten, zählt auch João Félix. Er ist Griezmanns Nachfolger bei Atlético und könnte Ronaldos Erbe bei Portugal werden. Gewonnen hat er auch schon einiges und seine Verpflichtung hat über 100 Millionen Euro gekostet. Er könnte die Fußballbühne ebenfalls zu seiner machen und ein ganz Großer werden.

Abschließend lässt sich erwähnen, dass reihenweise Megastars ausgelassen wurden: Sergio Ramos, Robert Lewandowski, Eden Hazard, Luka Modrić, Kanté, vielleicht Reus usw. Aus deutscher Sicht haben sicherlich Leroy Sané und Serge Gnabry – womöglich auch Kai Havertz – das Zeug, um zu absoluten Superstars aufzusteigen und vielleicht können sie sogar die Besten der Besten beerben. Die Konkurrenz ist groß, aber beide sind jung, haben schon Titel geholt und haben, wie es bei EA Sports FIFA so schön heißt, “das gewisse Extra”. Gnabrys Werte sind auch in der Nationalmannschaft top, Sané muss sich nach der Verletzung erst zurückkämpfen, ist aber ein Spieler von besonderem Potential.

Über Ronaldo sagt sein Ex-Trainer Carlos Queiroz:

[He’s] a world star in soccer like Michael Jordan was in basketball … They have both been blessed with a genius that has never been seen before.

Zu Messi sagte Carles Puyol:

This Barca will be remembered as Messi’s Barca. He’s well above anything else I’ve ever seen. He’s an alien.

Wenn nicht nur wenige, sondern viele Menschen etwas Ähnliches über einen Spieler sagen, dann könnte er wirklich der neue Messi oder Ronaldo sein. Doch eines ist klar. Zwei Spieler wie diese, sogar nebeneinander, die über Jahre so konstant neue Standards setzen, wird es wohl nicht wieder geben. Genießen wir es, lehnen uns zurück und warten auf den nächsten Moment des Staunens.

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