Wird das Franchise der Seattle Sounders zur Investitionsmöglichkeit oder soll der Club vor allem sportlich zurück an die Spitze der MLS geführt werden? Das dürften sich viele Fans des Meisters von 2016 fragen, nachdem die Gruppe der Eigner um eine Reihe von prominenten Persönlichkeiten erweitert wurde, die eine tiefe Verbindung zur Stadt Seattle haben. Zuletzt stieg NBA Supertar James Harden bei Houston Dynamo ein, bei den Sounders sind neben Macklemore, Ciara, Russell Wilson und Co. auch diverse Personen mit dabei, die eng mit Software- und Cloud-Gigant Microsoft verknüpft sind. Allen voran der aktuelle CEO Satya Nadella und seine Frau Anu Nadella. Werden MLS Franchises immer mehr zur Anlageoption?
Die Seattle Sounders Family erhält Zuwachs
Es wirkt außergewöhnlich, dieses Bild, auf dem die Gruppe der Eigner des erst 2009 in der MLS gestarteten Franchise der Seattle Sounders zusammenkommt. Während in Europa häufig ein Milliardär oder die Familie eines Superreichen als Clubbesitzer auftritt, stehen in den USA meist Gruppen hinter den Vereinen. Dabei muss jedoch auch differenziert werden, denn ein Verein wie Arsenal London – bei dem Stan Kroenke die Mehrheit hält – wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert von Munitionsfabrikanten gegründet. Die Seattle Sounders wurden 2007 neu etabliert, nachdem das “Originalteam” zwischen 1974 und 1983 Bestand gehabt hatte. Erst 2009 konnte Seattle jedoch als Teil der MLS Expansion in der höchsten Spielklasse starten und 2016 konnte dann erstmals der MLS Cup gewonnen werden. Mit dabei alte Bekannte aus der Bundesliga wie Nelson Valdez.
Die gesamte MLS-Struktur unterscheidet sich von vielen anderen Ligen. Auch was die Eigentumsverhältnisse angeht. Die Seattle Sounders haben nun eine ganze Reihe neuer Minderheitseigner. Adrian Hanauer ist der Mehrheitseigner, seiner Familie gehört die Pacific Coast Feather Company. Doch die Liste der weiteren Executives ist lang, wie eine aktualisierte Ansicht bei Wikipedia zeigt.
Laut vereinseigener Homepage sind 11 Familien Teil der Eignergruppe geworden, die mit Seattle eine tiefe Verbindung haben. Zu den berühmtesten neuen Mitgliedern zählen wohl Macklemore, Ciara, die gleichzeitig die Ehefrau von NFL-Bekanntheit und einem weiteren Mitglied, Russell Wilson, ist, Microsoft CEO Satya Nadella oder David Nathanson, der eine leitende Funktion bei der FOX Sports Media Gruppe inne hatte.
Doch was steckt hinter diesem außergewöhnlichen Fall von Eignerzuwachs?
Der Aufbau einer neuen Community
Adrian Hanauer erklärt bei der offiziellen Meldung:
Today we begin another chapter in the story of Seattle Sounders FC, this proud club that means so much to so many people. We are doubling down on this community and growing our local roots even deeper. Sounders FC was born right here in Seattle, and for more than 40 years, the club has forged a meaningful legacy that is deep and far-reaching. Today’s news is a testament to what our community has accomplished, as 11 new families have joined with the broader Sounders family as fans and invested stewards of our club.
Mit den neuen Eignern, so Hanauer weiter, soll besonders die Community rund um Seattle gestärkt werden:
This diverse, passionate group of new partners wants to continue developing the club’s community-first approach, while also furthering its proud winning tradition on the field. Collectively, we believe that Seattle is the greatest city in the world and that Sounders FC has a responsibility to both preserve our region’s unique spirit while also leading our community by fostering an environment that is inclusive and welcoming to all. On behalf of our entire Sounders family, I want to extend a proud and warm welcome to our club’s new partners.
Die Sportlandschaft in den USA verändert sich zusehends. Immer mehr Zuschauer haben ein größeres Interesse am Fußball; zwar bleiben die MLB, NFL, NHL oder NBA die wichtigsten Ligen, doch die MLS hat sehr hohe Zuschauerzahlen in den Stadien vorzuweisen. Bei fast 21.000 liegt der Schnitt, was beinah auf einem Level mit der Serie A ist. Außerdem investieren immer mehr populäre Persönlichkeiten in den Sport. Zuletzt NBA Megastar James Harden, der bei Houston Dynamo eingestiegen ist.
Gerade junge Zielgruppen können überzeugt werden. Dazu tun die Vereine alles, der ganze Spieltag ist ein Entertainment-Programm, wie beim aktuellen Meister Atlanta United ersichtlich wird.
Ab 2020 wird die USA dann auch David Beckhams Inter Miami begrüßen – und Beckham liegt in der Liste der Top Instagrammer nach Cost per Post, ermittelt von Hopper HQ, im Bereich Sport noch auf Platz 4, obwohl er schon länger nicht mehr aktiv ist.
Was motiviert nun aber die Stars, die sich bei den Sounders als Minderheitseigner eingeschrieben haben? Zuallererst möchten sie etwas an die Community zurückgeben, heißt es. So erklären es etwa auch Russell Wilson und Ciara.
When I got here in 2012, Seattle was a place that I felt I could call home forever. And obviously because of the Seahawks, and now because of the Sounders, it makes that really come to life. This city is a special place. The Pacific Northwest is a place we love and we get to raise our kids here and have a lot of fun while doing it. We want to bring the best soccer players in the world right here to Seattle. We believe this is a transformational sport. It changes peoples’ lives. It brings people together from all different countries, all different worlds, all different socio-economic statuses, all different races, all different troubles in life – it brings people together. That’s what we’re excited about for this game, the Sounders, and what we can do not only in Seattle but around the world,
so Wilson.
Sollten die Sounders jedoch zu größeren Erfolgen kommen, würde sich das auch für Macklemore, Ciara und Co. auszahlen. Derzeit rangiert das Team von Trainer Brian Schmetzer auf Rang 5, bekanntester Spieler dürfte Kapitän Nicolás Lodeiro sein. Die ganz großen Namen fehlen also im Kader, der große Erfolg ist diese Saison nicht zu vermuten. Aber vielleicht ändert sich das mit einer Unterstützung wie dieser. Die Frage ist, ob die Eigner auch finanziell viel investieren werden oder ob es sich letztlich um eine eher symbolische Verbindung handelt. Letzteres bringt dem Club oder dem Franchise durchaus Awareness und sollte die MLS noch interessanter machen. Doch Titel gewinnt man damit noch nicht. Vielleicht ist das aber in der MLS zunächst gar nicht so schwerwiegend. Denn eine große Fußball-Community aufzubauen, das ist das Ziel. Immerhin liegt in diesem Sport auch ein unglaubliches Potential der Monetarisierung und Entertainisierung. Darin ist die MLS schon heute vorbildlich.