Profifußball braucht professionelle Schiris – DFB beschließt Schiedsrichter GmbH

Fußball das ist einfach. Das sind 22 Mann und ein Ball. Nicht ganz, denn ohne mindestens einen weiteren würde nichts funktionieren: den Schiedsrichter.

Einer der undankbarsten Jobs im gesamten Profifußball ist wahrscheinlich der des Schiedsrichters. Woche für Woche müssen sie auf aller höchstem Niveau funktionieren und fast nie ist jemand zufrieden mit ihnen. Jeder kleinste Fehler wird zur Zerreißprobe, wenn Fans, Spieler, Trainer und die Medien sich persönlich angegriffen fühlen, von der subjektiven Wahrnehmung eines Menschen.

Damit diese Fehler minimiert werden, bekommen die Spielleiter immer mehr technische Hilfsmittel zur Hand. Jedoch kann man keinesfalls behaupten, dass der Job dadurch erheblich erleichtert würde. Zwar werden den Schiris heutzutage knifflige Entscheidungen, wie zum Beispiel Tor oder kein Tor, abgenommen, aber die Arbeit mit dem Videobeweis ist alles andere als ein Selbstläufer. An jedem Spieltag gibt es neue Diskussion und die vermeintlich falschen Entscheidungen der Schiedsrichter werden nun nur noch stärker verurteilt, denn: “Er hatte doch den Videobeweis!”

Was bei der ganzen Aufregung häufig vergessen wird ist, dass Schiedsrichter auch nur Menschen sind und noch dazu Menschen, die eigentlich einen anderen Beruf gelernt haben. Deniz Aytekin ist zum Beispiel gelernter Betriebswirt und Daniel Siebert ist Lehrer. Sie sind also Spitzenschiedsrichter und führen diese Tätigkeit auch Hauptberuflich aus, aber organisatorisch war das Ganze bisher eher eine sehr gut vergütete ehrenamtliche Tätigkeit.

Professionalisierung der Schiris

Das möchte der DFB nun ändern. Auf dem Bundestag in Frankfurt am Main beschloss der Verband, dass die Spitzenschiedsrichter zukünftig in eine externe Schiedsrichter GmbH ausgegliedert werden. Diese Neuigkeit haben wir zum Anlass genommen, uns die deutschen Schiedsrichter mal genauer anzuschauen. Was verdient ein Schiedsrichter überhaupt und welche sportlichen Voraussetzungen muss er erfüllen?

In der deutschen Bundesliga der Herren leiten momentan 45 Schiedsrichter und eine Schiedsrichterin die Spiele. Bibiana Steinhaus, die einzige weibliche Vertreterin, pfeift seit 2007 in der zweiten Bundesliga und seit 2017 auch im Oberhaus. Bisher leitete sie 90 Zweitliga- und 35 Erstligaspiele. Seitdem sie in der ersten Liga aktiv ist, pfeift sie keinen Frauenfußball mehr.

Gutes Geld fürs Pfeifen

Die Gehälter der Schiedsrichter variieren je nachdem, in welcher Liga ein Schiedsrichter aktiv ist, wie viel Erfahrung er aufweist und ob er für die FIFA pfeift. Ein Zweitligaschiri verdient momentan um die 40.000 Euro im Jahr und ein Schiedsrichter aus der ersten Liga bereits ca. 60.000. Hinzukommen weitere 10.000 Euro, ab fünfjähriger Bundesligaerfahrung und nochmal 10.000 Euro, wenn derjenige FIFA-Schiedsrichter ist. Zusätzlich zum Jahresgehalt gibt es noch Zahlungen für jedes einzelne Spiel. Diese betragen 5000 Euro für die Bundesliga und 2500 Euro für die zweite Liga. Die Assistenten bekommen jeweils die Hälfte dieser Zusatzzahlungen.

In den letzten Jahren war Dr. Felix Brych der wohl erfolgreichste deutsche Schiedsrichter. Seit der Saison 2012/13 wurde er vier mal zum deutschen Schiedsrichter des Jahres gewählt. Außerdem war er als einziger deutscher bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland vertreten, durfte dort aber lediglich ein Spiel leiten. Aufgrund eines strittigen nicht gegebenen Elfmeters im Spiel zwischen der Schweiz und Serbien (2:1) wurde Brych vom serbischen Trainer scharf kritisiert. Infolgedessen reiste er bereits nach der Vorrunde vom Turnier ab.

Sportliche Anforderungen

Um in der Bundesliga pfeifen zu dürfen, müssen die Schiedsrichter gewisse körperliche Voraussetzungen mitbringen. Diese werden jeden Sommer in einer Leistungsprüfung untersucht. Die Leistungsprüfung besteht aus zwei Lauftests, einem auf kurzer Strecke und einem auf einer längeren Strecke.

Auf der Kurzstrecke von 40 Metern müssen die Schiris sechs Mal mit fliegendem Start unter 6 Sekunden bleiben und haben zwischen den Läufen jeweils anderthalb Minuten Pause. Für den längeren Test muss zehn Mal eine Runde auf einer 400m Laufbahn absolviert werden. Wobei immer 150m in 30 Sekunden gelaufen werden und dann 50m in 35 Sekunden gegangen.

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Dass das bestehen der Leistungsprüfung auch für erfahrene Schiedsrichter kein Selbstläufer ist, zeigte sich vor dieser Saison besonders deutlich. Gleich drei Schiedsrichter fielen beim Test durch. Neben Tobias Welz und Marco Fritz auch der frischgebackene Schiedsrichter des Jahres der Saison 18/19, Deniz Aytekin. Doch für Aytekin und seine Kollegen war dies kein Beinbruch. Vor allem muskuläre Probleme waren für das Durchfallen verantwortlich und der Test konnte wenige Wochen später erfolgreich wiederholt werden.

In Zukunft werden die hochprofessionell agierenden Schiedsrichter Deutschlands also in einer GmbH organisiert sein. Was das für Änderungen nach sich ziehen wird, hat der DFB noch nicht bekannt gegeben. Aber für die, unter ständigem Druck stehenden, Unparteiischen ist es auf jeden Fall eine positive Entwicklung.

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