Im vierten Teil unseres Ownership-Overview konzentrieren wir uns auf die Chefs der renomiertesten Vereine der französischen Ligue 1. Neben dem neureichen Paris sind auch die anderen Top-Klubs der Liga in den Händen gut betuchter Unternehmer. Ein Überblick der Besitzer von PSG, Marseille, Lyon und Monaco.
Paris Saint-Germain
PSG ist der Verein, der die Transfersummen in neue Sphären hiefte. Manche sagen sogar, durch die exorbitanten Summen sei der Transfermarkt aus den Fugen geraten. 2017 verpflichtete der Klub gleich zwei Spieler für weit mehr als 100 Mio. Euro: Neymar Jr. für 222 Mio. Euro von Barcelona und Kylian Mbappé für 170 Mio. Euro von Monaco. Möglich sind diese Ausgeben erst, seitdem der Verein 2011 durch den Katarischen Staatsfond, Qatar Holding, aufgekauft wurde. Nach der Übernahme wurde der katarische Geschäftsmann, Nasser Ghanim Al-Khelaifi, zum neuen Präsidenten. Der ehemalige Tennisspieler führte den Verein seit 2013 zu sechs französischen Meisterschaften. Aber trotz Transferausgaben von mehr als 1,2 Milliarden Euro seit 2011, konnte PSG den erhofften internationalen Erfolg bisher nicht erreichen. Harsche Kritik schlägt dem Verein und der UEFA entgegen, weil das Financial Fairplay systematisch umgangen wird. Die Pariser haben einen Sponsorenvertrag mit der Katarischen Tourismusbehörde, der ihnen allein 2016 knapp 600 Mio. Euro in die Kassen spülte. Solche Summen sind im Vergleich zur europäischen Konkurrenz aus England oder Spanien mehr als das 10-fache und verschaffen dem Verein einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Olympique Marseille
Was die Erfolge in der Vergangenheit angeht, ist Olympique Marseille definitiv einer der größten Vereine Frankreichs. Der, in der zweitgrößten Stadt des Landes ansässige, Verein konnte bereits neun Mal die Meisterschaft gewinnen und schaffte es, als bisher einzige französische Mannschaft, die Champions League zu gewinnen. Doch der letzte Meistertitel liegt nun schon neun Jahre zurück und der Klub hatte vor ein Paar Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Daraufhin wurde er 2016 vom amerikanischen Unternehmer, Frank McCourt, aufgekauft. McCourt stellte als erste Amtshandlungen seinen Partner, Jacques-Henri Eyraud, als Präsidenten ein. McCourt, der bereits einen Baseballverein in den USA besessen hat, hat nicht nur fußballerische Ideen im Kopf. Er möchte in ganz Marseille als Geschäftsmann aktiv werden und zum Beispiel im Umfeld des Stadions einen Sport- und Entertainmentkomplex errichten. Die fußballerischen Entscheidungen überlässt er hauptsächlich seinem französischen Präsidenten. Mit der Teilnahme im Euro League Finale 2018 und Top-5 Platzierungen in der Liga konnten schon erste Erfolge unter seiner Regie verzeichnet werden. Es wird spannend, wo es dieses Jahr, mit dem ehemaligen Chelsea und Tottenham Trainer, André Villas Boas, hingeht.
Olympique Lyon
Der wohl unterhaltsamste französische Klubbesitzer ist bei Olympique Lyon aktiv. Seit 1987 leitet Jean-Michel Aulas die Geschicke des damaligen Zweitligisten und hat seit dem einiges vorzuweisen. Er führte den Verein nicht nur in die erste Liga, sondern auch zu sieben (7!) aufeinanderfolgenden Meistertiteln, zwischen 2002 und 2008. Seitdem ist Lyon eine der Top-Mannschaften im französischen Fußball und der Präsident möchte, dass keiner etwas anderes behauptet. Deshalb ist er fleißig auf Twitter unterwegs, um Kritiker zu beschimpfen und Fans zu beleidigen. Seine direkte Art scheint bei den Franzosen gut anzukommen, denn 544.000 Follower hat sicherlich nicht jeder Präsident vorzuweisen. Aulas nutzt diese Plattform, damit auch der letzte Kritiker begreift, dass Olympique Lyon für ihn nicht nur ein gewinnbringendes Unternehmen ist, sondern der Verein seines Herzens.
AS Monaco
Die einzige Mannschaft die in den letzten Jahren der Pariser Alleinherrschaft Paroli bieten konnte, war der Verein aus dem Fürstentum Monaco. 2017 gewannen die Monegassen überraschend ihren achten Meistertitel und verzauberten mit spektakulärem Offensivfußball die französichen Fans. Nachdem der Klub zwischen 2011 und 2013 nur in der Ligue 2 spielte, war dies der sportliche Höhepunkt seit der Übernahme durch den russischen Oligarchen, Dmitri Rybolowlew. Doch unter Rybolowlew läuft nicht alles rund. Der Präsident hatte gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit Financial Fairplay Auflagen der UEFA zu kämpfen, die dann aber, mit einer ominös geringen Strafe, ausgeräumt werden konnten. Außerdem hat er immer wieder Probleme mit der monegassischen Justiz. Vor allem aufgrund einer Affäre, in der es um Kunstgeschäfte im Milliardenbereich geht. Im Zuge dieser Affäre wurde Rybolowlew unter anderem der Bestechung beschuldigt. Konflikte mit dem Gesetz sind für den russischen und zypriotischen Staatsbürger aber nichts neues. Bereits 1996 musste er wegen Auftragmordes in Russland ins Gefängnis, durfte dieses aber bereits nach einem Jahr, aufgrund zurückgezogener Zeugenaussagen, wieder verlassen. Auch sportlich läuft es momentan nicht sonderlich gut für seinen Verein. Nach hartem Abstiegskampf in der letzten Saison war der Beginn der neuen Spielzeit, trotz einiger namenhafter Neuzugänge, erneut nur dürftig.
Hier lest ihr die Ownership-Overviews aus England, Italien und Spanien.