Gianni Infantino ist ein Mann großer, pathetischer Worte, wenn es ihm passt. So sagte er beispielsweise “Die Weltmeisterschaft 2022 in Katar wird die allerschönste WM.” und die geplante Neuauflage der Klub WM ab 2022 bezeichnet er als “historisch”. Angesprochen auf die Menschenrechtslage in China hingegen gibt es seiner Meinung nach verschiedene Meinungen: “Jeder kann sagen, was er will.”
Der sonst so redselige Infantino bleibt bei für ihn unpassenden Themen gerne recht still. Er verweist lieber auf die positiven Seiten des Fußball und möchte “nicht so naiv” sein und glauben, dass der Fußball alle Probleme auf der Welt lösen könnte. Mit Scheuklappen auf den Augen die eigenen Interessen verfolgen und möglichst immer positiv bleiben, scheint seine Devise zu sein.
UEFA möchte keine Klub WM
So auch bei der Planung der neuen Klub WM, die erstmals 2021 in China ausgetragen werden soll. Es gab schon vor Monaten enormen Widerstand gegen das Projekt, vor allem aus Europa. Die UEFA sieht in dem neuen Wettbewerb einen Konkurrenten zur Champions League. Außerdem bemängelt der Verband, dass der Spielplan extra für das Turnier angepasst werden müsse. Und, ganz abgesehen davon, ist ein weiteres Turnier, für die völlig überbeanspruchten Profis, reines Gift.
Infantino hält von diesen Argument, wenig überraschend, nichts. Er ließ sich dennoch auf einen kleinen Kompromiss mit der UEFA ein und beschränkte die Teilnehmerzahl europäischer Mannschaften auf acht, statt wie zuvor geplant 12 Teams. Neben diesen acht europäischen Teilnehmern werden 16 weitere Mannschaften um den Titel mitspielen. Südamerika stellt dabei mit sechs die zweitmeisten Vertreter. Mittel- und Nordamerika entsenden genau wie Afrika und Asien jeweils drei Teams und der ozeanische Verband eines.
Neue Fußballmacht China?
Das Turnier soll alle vier Jahre stattfinden und den Confederations Cup ersetzen, der bis jetzt als Vorbereitung auf die WM stattfand. Als erster Austragungsort wurde China auserkoren. Die Wirtschaftsmacht ist, nicht nur aufgrund ihrer teilweise prekären Menschenrechtslage, eine interessante Wahl. Es heißt nämlich, dass diese Entscheidung ein Vorbote für die Vergabe der WM 2030 sei. Um diese möchte sich die Volksrepublik angeblich bemühen. Der Staatspräsident, Xi Jinping, soll zudem das Ziel ausgegeben haben, beim Turnier im eigenen Land den Titel zu gewinnen.
Vor diesem Turnier stehen jedoch noch die angesprochene Winter-WM 2022 in Katar und die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko an. Ob China sich innerhalb der nächsten 11 Jahre zum ernsthaften Titelkandidaten entwickelt, ist mindestens fraglich. Doch dieses Land hat vor allem im Sport schon häufig bewiesen, zu was es in der Lage ist, wenn die wichtigen Männer es so wollen.
FIFA in a nutshell
Die FIFA möchte nun auch mehr vom großen Kuchen Vereinsfußball abhaben. Inwieweit die Klub WM ein ernstzunehmendes, medienwirksames Turnier wird, muss sich aber noch zeigen. Doch der Weltverband beweist einmal mehr wenig Fingerspitzengefühl bei der Wahl des Austragungsortes. Scheinbar wurde aus vergangenen Fehlern bisher nichts gelernt. Da werden unliebsame Themen wie Menschenrechtsverletzungen gerne Mal hinten angestellt und lieber das schöne am geliebten Fußball hervorgehoben. Denn der zaubere, laut Infantino, den Menschen ein “Lächeln ins Gesicht”. Na dann… ist ja alles gut.