FAANG dominiert den digitalen Handel, das Marketing, die Suche und Vieles mehr. Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google sind die Bezugspunkte dieses Jahrtausends, wenn es um digitale Präsenz geht. Keine Marke und kein Unternehmen kann sich dem entziehen – und auch Fußballclubs nutzen diese mächtigen Player längst, um digital und international als Verein zu wachsen, vor allem aber als eine Marke mit Wiedererkennungswert. Das reicht vom Entertainment-Bereich bis hin zur optimierten Produktsuche für Vereinsartikel. Amazon ermöglicht Clubs inzwischen individualisierte Shops auf der Plattform. Erste europäische Vereine wie Real Betis Sevilla oder der SSC Neapel gehen diesen Weg bereits für ihre Online-Strategie; er wirkt mindestens finanziell vielversprechend.
FAANG: Das Erlebnis Fußball findet längst auf anderen Kanälen statt
Vorbei sind die Zeiten, da am Samstag die Sportschau gesehen, am Montag der Kicker gelesen und der Lieblingsverein dann für ein paar Tage einfach Verein sein durfte. Wenngleich etwas überspitzt formuliert, ist in Zeiten besonders digitaler Wahrnehmung das Erlebnis Fußball ein Angebot, das sieben Tage die Woche und für 24 Stunden bereitsteht. Live-Partien bieten dies natürlich nicht, doch jeder Verein möchte seine Reichweite und Awareness in jeder Stunde, ja jeder Minute optimal ausgeschöpft und optimiert wissen. Denn das sorgt letztlich für stärkeres Engagement und für ein Mehr an Einnahmen.
Dass die Clubs und ihre jeweiligen Accounts bei Social Media bei Google ohne Umstände gefunden werden, ist nur logisch. Allerdings setzen die Vereine auch verstärkt auf eigene YouTube-Kanäle, die mindestens täglich frisch bespielt werden. Mit Hintergrundmaterial, Top 10-Listen zu den besten Toren oder exklusiven Interviews werden die Fans dort – wo sie ohnehin extrem häufig Highlight-Videos und ähnliches konsumieren – in den Bann des Clubs, der Marke gezogen.
Eine Präsenz bei Facebook und natürlich Instagram gehört ebenfalls längst zum guten Ton. Hier definieren sich Marken. Vereine können dort ein breit aufgestelltes Publikum erreichen und zu Followern und im Bestfall Fans machen; außerdem lässt sich dort eine publikumsnahe Interaktion aufrechterhalten. Zum Beispiel dann, wenn über den Alltag der Fußballer mehr preisgegeben wird.
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Das wiederum kann mit Verkaufsstrategien verknüpft werden. Für diese ist es ebenso wichtig als Marke einen Zugang zu mehr visuellem Entertainment zu finden. Juventus Turin zeigt im Netflix Original „Juventus Turin – Der Rekordmeister“ nach eigenen Angaben die Männer hinter den Trikots. Damit wird der Topclub in dem Bestreben bestärkt die eigene Marke international, etwa auch in den USA, zu etablieren; der Wechsel zum eher modisch simplifizierten Logo war bereits Teil dieser Strategie.
Bei Amazon Prime Video findet sich im Format All Or Nothing beispielsweise eine eingehende Darstellung zu Pep Guardiolas Zeit und Methoden als Trainer bei Manchester City. Das Format erfreut sich großer Beliebtheit und ermöglicht sogar ein Aufpolieren des Image.
Genau das ist für den Verein als Marke heute relevant, digital umso mehr. Amazon entwickelt sich als Plattform rasant, ist jedoch für seine Produktsuche und das unfassbar große Angebot bekannt. Genau diesen Aspekt nutzen die Vereine nun auch für ihre Strategien.
Clubs kooperieren mit Amazon und erstellen dort eigene Shops
Bei Amazon gibt es bereits erste gebrandete Shops von Vereinen. Dazu zählen der SSC Neapel und nun auch Real Betis Sevilla. Beide Vereine genießen in ihren Heimatländern großes Ansehen. Ihr internationales Renommee kann, besonders im Fall von Betis, aber verstärkt werden. Wenn im Zuge einer Internationalisierungsstrategie mehr Produkte ins Ausland verkauft werden wollen, bietet sich die Plattform Amazon dafür an.
Real Betis has millions of fans all over the world and is currently playing European competitions. It’s really important for us to get our official products closer to all our fans in and outside Spain and, thanks to Amazon, we are now open at five European countries at the same time. It is a new bid from Real Betis to be a global club through new technologies,
erklärt Ramón Alarcón, der General Business Manager von Real Betis auf der Website des Clubs.
Auch der italienische Traditionsverein SSC Neapel hat bei Amazon einen eigenen Clubshop eingerichtet. Und der zeigt sich sowohl in Sachen Layout als auch in Sachen Übersicht von einer sehr guten Seite.
Dabei werden nicht nur Kollektionen und besondere Angebote präsentiert, die Marke bietet zugleich noch den für Digital so wichtigen Entertainment-Faktor. In diesem Fall mit einem kurzen Clip im Graphic Novel-Stil.
Diese Kombination von Entertainment und Verkauf ist für die Markenbildung im internationalen digitalen Raum unheimlich wichtig und effektiv. Und weil Amazon als Plattform in der Produktsuche der absolute Platzhirsch ist, werden künftig sicherlich deutlich mehr Vereine auf diese Strategie zurückgreifen. Denn sie bietet Kunden einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu den Produkten des favorisierten Clubs. Das bedeutet für die Vereine womöglich eine klare Absatzsteigerung. Selbst dann, wenn Amazon seinen Teil bekommt. Für Amazon bedeutet es hierbei, dass die Marktmacht dank der Kooperationen mit einem so finanzstarken Sektor weiter gefestigt wird.
FAANG wird die digitalen Strategien für Fußballclubs weiter beherrschen. Auf diese Player müssen sich die Marketing Manager und Co. weiter fokussieren. Hierüber werden schließlich ebenso die wachsenden eSports-Bereiche mit ihren jeweiligen Visuals, Artikeln oder News distribuiert. Doch für eine umfassende Internationalisierung sollten auf lange Sicht verschiedene Märkte im Auge behalten werden. China bietet etwa noch viele Potentiale, Alibaba, Tencent Weibo, Sina Weibo oder WeChat und Baidu sollten demnach unbedingt im Hinterkopf behalten werden. Für den Anfang ist ein individualisierter Vereinsshop auf Amazon aber sicher schon ein starker Kundenmagnet.