Marcelo Bielsa statt Pep Guardiola, Russel Crowe statt Ben Kingsley. Amazons neue Fußballdoku-Miniserie Take Us Home: Leeds United erinnert an das Erfolgsformat All Or Nothing: Manchester City, aber auch an die Netflix-Serie Sunderland ’Til I Die. Während Amazon die Fußballfans ab August mit diversen Dokuserien versorgt, darunter auch über den BVB, hat die Story über Leeds einige filmreife Motive in petto. Sie hängen nicht zuletzt mit dem exzentrischen Trainer Marcelo Bielsa zusammen, den kein geringerer als Pep Guardiola vor zwei Jahren noch als besten Trainer der Welt bezeichnete.
Leeds Utd-Doku: Amazon stock das Fußballportfolio für Prime Video auf
Mit der neuen Dokuserie, wie gewohnt sechsteilig, möchte Amazon die Millionen von Fußballfans zu Prime Video locken. Wer noch kein Kunde ist, könnte es eventuell werden, wenn er diverse Dokumentationen im Bereich Fußball sehen möchte. Denn neben den Folgen zu Leeds United gibt es ab August die allgemein gehaltene Miniserie This Is Football sowie eine vierteilige Dokumentation über die vergangene Saison des BVB: Inside Borussia Dortmund.
Mit Take Us Home: Leeds United geht man ebenfalls den Weg, eine spezifische Saison bei einem Team in dem Mittelpunkt zu stellen und dabei möglichst viel Behind-the-Scenes-Material einzubauen. Das hatte bei All Or Nothing: Manchester City wunderbar funktioniert, da Peps Ansprachen oder Eindrücke vom Training berühmt wurden.
Man Citys Meistersaison hatte dazu noch das Happy End zu bieten, was dem BVB verwährt blieb und auch Leeds, die in den Play-Offs gegen Derby County verloren und damit nicht in die Premier League aufsteigen konnten.
Doch für die Leeds-Doku setzen Amazon und die Macher, City Talking und Eleven Studio, auf ähnliche Anreize wie bei All Or Nothing. So wird beispielsweise der wohl berühmteste Leeds-Fan überhaupt, Oscarpreisträger Russell Crowe, als Erzähler fungieren. Zusätzlich zu dem Material, das Fans sonst nicht zu sehen bekommen, ob aus Kabine oder vom Trainingsplatz, wird der Serie von vornherein eine besondere Dramatik zugeschrieben. Anfang der 2000er noch Helden in der Champions League, ist Leeds mit seinen zahlreichen treuen und passionierten Anhängern seit dem Abstieg 2004 nicht mehr erstklassig gewesen. Die letzte Meisterschaft gewann man mit dem legendären Eric Cantona 1992. Der Verein soll wieder zurück zu alter Stärke finden: Take Us Home ist der Titel der Serie, zugleich aber die vielstimmige Hoffnung der Leeds Supporter, die auch auf Marcelo Bielsas Schultern lastet.
Chris Bird, Prime Videos Head of Content für die EU, erklärt:
Take Us Home: Leeds United joins the great collection of live sports and behind-the-scenes docu-series on Prime Video. We saw that All Or Nothing: Manchester City was a hit not only with Man City fans, but also football fans across the UK and around the world, so we’re excited to give Prime members an exclusive behind-the-scenes look into a fascinating year in Leeds United’s history.
Faszinierend und filmreif war auch die Spygate-Affäre in der Championship, für die Bielsa verantwortlich war. Im Januar hatte einer seiner Mitarbeiter Derby County beim Training per Fernglas ausspioniert. Es kam vor allem medial zum Eklat. Als Derby County Leeds United dann im Mai endgültig aus den Play-Offs warf, zahlten es einige Spieler dem Trainer mit einer nachvollziehbaren und doch etwas ungebührlichen Reaktion heim.
Momente wie dieser, das spannende Rennen um den Aufstieg und die Geschichte von Leeds United werden in der Doku Raum finden.
Kehrt Leeds bald heim?
Die Premier League ist das große Ziel. Obwohl Leeds um Weihnachten herum die Championship in England anführte, konnte man am Ende nicht aufsteigen. Der Jackpot ging an Norwich City, Sheffield United und Aston Villa. Doch Bielsa, dessen Fußball hoch geschätzt wird, bleibt und wird ab August einen neuen Versuch starten. Leeds United feiert derweil 100-jähriges Clubbestehen; da hätte ein Aufstieg wunderbar ins Bild gepasst. Aber vielleicht klappt es ja 2020. Jedenfalls arbeitet man auch hinter den Kulissen am Erfolg. So wird beispielsweise TransUnion nun die Südtribüne sponsern, was eine große Summe in die Vereinskasse spülen dürfte. Auch für die Exklusivrechte, die Amazon für die Doku erhalten hat, sollte einiges an Geld geflossen sein. Man City erhielt dem Vernehmen nach 10 Millionen Pfund für All Or Nothing, der FC Liverpool soll sogar ein Offerte von Amazon ausgeschlagen haben, die bis zu 20 Millionen Pfund wert war.
Transfertechnisch hat man noch keine großen Ausgaben gehabt, Hélder Costa kommt per Leihe von den Wolves, Jack Clarke wird von Tottenham direkt wieder ausgeliehen, nachdem er für gut 11 Millionen Euro verkauft worden war. Andere namhafte Neuzugänge fehlen biser. Bielsa und sein Team sind die Stars.
Gerade für kleinere Clubs wie Leeds haben derlei Dokuserien Vorteile. Sie ermöglichen Einnahmen von Amazon oder Netflix, vermitteln aber auch die Werte des Clubs an ein Publikum, das überall auf der Welt zuhause ist und mehr über den Club erfahren kann. So ist es auch dem AFC Sunderland ergangen, nachdem man für Sunderland ’Til I Die bei Netflix vor der Kamera aufgetaucht war. Allerdings haben auch die Black Cats den Aufstieg verpasst, verloren das Play-Off-Finale gegen Charlton und werden mindestens noch eine Saison in der Drittklassigkeit verbringen. Da ist eine Netflix-Doku schnell vergessen. Ähnlich könnte es auch Leeds United ergehen, kann der Aufstieg 2020 wieder nicht eingetütet werden. Dann könnte auch Bielsa bald die Segel streichen. Doch Clubbesitzerin und Vorsitzende der Eleven Sports Group, Andrea Radrizzani, meint:
Last season, with Marcelo at the helm, we made huge strides in putting Leeds United back on the map and reconnecting the club with our local community and wider fanbase. We are delighted to be able to share a unique, behind the scenes perspective on the ups and downs, the emotion and the intimate moments that makes this club so special.
Vielleicht wird ja diese Saison die von Leeds United. Das hoffen die Fans, wie die Anhänger aller Vereine so etwas für ihr Team erhoffen. Den Werdegang von Leeds werden allerdings wohl deutlich mehr Menschen verfolgen, nachdem sie Take Us Home: Leeds United gesehen haben.