Es ist fast so als hätte Houston Dynamo, zweimaliger MLS Champion (2006 und 2007), einen absoluten Weltstar verpflichtet. Dabei sind die Vorzeichen eigentlich umgekehrt. Denn James Harden, Megastar bei den Houston Rockets in der NBA, MVP von 2018 und allgemein als The Beard bekannt, hat sich in die Gruppe von Eignern eingekauft, der sowohl Houston Dynamo als auch das Frauenfußballteam Houston Dash und das BBVA Stadium gehören. Harden erklärt sich als Fußballfan und möchte mit seinen Anteilen in die Stadt und seine wirtschaftlichen Interessen investieren. Angesichts des rasanten Aufschwungs in der MLS keine schlechte Idee.
Das Franchise ist über 475 Millionen US-Dollar wert
James Harden ist ein absoluter Weltstar im Basketball. 2017 unterschrieb er eine Vertragsverlängerung mit den Houston Rockets, die damals die Rekordsumme von 228 Millionen US-Dollar wert war. An Geld zum Anlegen mangelt es ihm mit Sicherheit nicht. Harden ist eine Ikone, eine Marke. Das zeigte sich etwa bei seinem jüngsten Besuch bei Arsenal London, inszeniert auch von Adidas.
Während der Star seine Begeisterung für den Fußball zeigt, wurde jüngst bekannt, dass er fünf Prozent der Anteile an der Gruppe erworben hat, die unter anderem Houston Dynamo zu ihren Assets zählt. Einen Club, der gerade um die Playoffs in der MLS kämpft. Top Stars, wie sie in der MLS inzwischen angekommen sind, Wayne Rooney, Zlatan und Co. lassen grüßen, sucht man bei Dynamo vergeblich. Kennern dürften DaMarcus Beasley oder Maynor Figueroa noch Namen sein. Daher ist das Engagement Hardens beim Club auch extrem medienwirksam aufbereitet worden.
James Harden selbst erklärt anlässlich seiner Entscheidung:
I’m very excited about the opportunity to join the ownership group of the Houston Dynamo and Houston Dash and proud to be a part of a club with tremendous history and a great future. Houston is my home now, and I saw this as a way to invest in my city and expand my business interests at the same time. Soccer in general, and especially MLS, have exploded in this country throughout my lifetime. I’ve been a fan of the game for several years, and I know that Houston has a massive soccer fanbase, so it was an easy decision for me when this opportunity arose.
Der NBA Star ist nicht das erste Schwergewicht im Kreise der Eigner. So ist auch Box-Ikone Óscar de la Hoya involviert, während Gabriel Brener der Hauptanteil zukommt. Das ganze Franchise, dessen Zentrum Houston Dynmo bildet, wird mit mehr als 475 Millionen US-Dollar beziffert. Brener begrüßt Hardens Perspektive und Expertise im Sportbereich und glaubt, dass die Gruppe der Eigner den Verein und das Franchise sportlich wie wirtschaftlich voranbringen kann:
We are thrilled to welcome James into our club. He’s an icon in the Houston community, and not only is he a great basketball player, he has an extremely smart and savvy mind for business. James will bring a very unique perspective to our ownership group, and I’m looking forward to hearing his thoughts and opinions on the club going forward.
Ein smarter Move: Die MLS boomt
Ein Investment in ein MLS Franchise kann aus Business-Perspektive als eine Chance angesehen werden, bei einem wachsenden Markt einzusteigen. Harden spricht von seiner Verbundenheit zu Houston, daher ist sein Einsatz nachvollziehbar. Außerdem bietet das Team womöglich noch immenses Wachstumspotential. Solche Potentiale lassen sich in der gesamten Liga erkennen. 1996 war die MLS mit 10 Teams gestartet, inzwischen sind es 24. Auf 30 Teams soll die Liga sogar noch anwachsen. Nashville SC und Inter Miami CF werden der Liga 2020 beitreten, Austin FC 2021. Besonders gespannt sind viele Fans weltweit auf den Start von Inter Miami. Der Club von David Beckham hat allein wegen seines Gründers allen Grund dazu, den Entertainment-Faktor zu erhalten. Außerdem haben bereits einige europäische Top Stars angekündigt, einmal für den Verein spielen zu wollen, nicht zuletzt der gerade zum FC Barcelona gewechselte Weltmeister Antoine Griezmann. Pläne für das neue Lockhart Stadion und Trainigszentrum wurden genehmigt:
Und sowohl Merchandise-Artikel als auch Dauerkarten sind schon im Verkauf.
Doch nicht allein solch prominente Neuerscheinungen lassen die US-Fußballfans begeistert zurück. Die MLS boomt ohnehin. Dazu tragen Stars wie Schweinsteiger oder Nani, ehemalige Champions League-Sieger, natürlich bei.
Doch schon die Zuschauerzahlen zeigen, dass die ganze Liga für die Sportfans in Nordamerika von Interesse ist. Der Zuschauerschnitt lag 2019 bei 20.887, so Transfermarkt.de. Das ist nur knapp 4.000 Zuschauer hinter der Serie A und toppt die 2. Bundesliga. Selbst La Liga kommt “nur” auf knapp 27.000 Besucher im Zuschauerschnitt. Darüber hinaus hat die MLS das jüngste Durchschnittsalter bei Spielern verglichen mit anderen US-amerikanischen Sportligen und sogar die jüngste Zuschauergruppe.
Wie Houston Dynamo angibt, hat sich der Wert der MLS Clubs in den letzten 10 Jahren um fast 650 Prozent gesteigert. So ist es wenig verwunderlich, dass James Harden, als Geschäftsmann und als Marke, bei Houston Dynamo investiert. De La Hoya erklärt:
James is already at the top of the game in his sport, so it’s only natural to want to take on new challenges beyond the court. He knows the drive and the determination it takes to be the absolute best, and I’m excited that he’s going to bring that attitude to our club.
Die Synergieeffekte für Harden und Dynamo sind klar erkennbar. Der Club erhält nicht nur einen weltberühmten Investor, sondern auch ein Gesicht, das für den Club steht, in Social Media und künftig sicher auch im Branding; vielleicht bis hin zum Merchandise.
Houston Dynamo selbst, das auch sportlich von Hardens Erfolg und Expertise profitieren könnte, wird auf lange Sicht eine wertvolle Anlage für den NBA Star werden. Denn die MLS wird in den kommenden Jahren, nicht zuletzt nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft durch die Frauennationalmannschaft der USA, weiter an Popularität, Zuschauern und Einnahmen gewinnen. Das dürfte Fans und Stars locken. Denn in Sachen Entertainment sind die USA mancher Liga einen Schritt voraus. Und bei einer jungen Zielgruppe, die mit Instagram und DAZN aufwächst, ist das letztlich nicht unerheblich.