Georg Pangl und der Kampf gegen die Gier der Großen

Die reichen werden immer reicher und die armen verlieren den Anschluss. Die Schere im Fußball geht weiter auseinander, doch Georg Pangl kämpft dagegen an.

Georg Pangl, der Vorsitzende der Association of European Professional Football Leagues, kämpft für mehr Solidarität im Fußball. Seiner Meinung nach zerstört die Gier der großen Vereine den Fußball, wie wir ihn kennen. Erste Aufmerksamkeit für seinen aussichtslos scheinenden Kampf erhielt Pangl im Zuge der Football Leaks.

Football Leaks

Die Football Leaks haben 2018 mit ihren Enthüllungen über die geheimen Pläne einer „European Super League“ für Aufsehen gesorgt. Mehrere europäische Top-Klubs haben demnach in den letzten Jahren hinter verschlossenen Türen die Grundlagen für eine Super League ausgearbeitet. Federführend bei diesen Ausarbeitungen war der FC Bayern. Außerdem haben sich andere Vereine, wie der FC Arsenal, Real Madrid, AC Mailand und viele weitere beteiligt.

Der Grund für diese geheimen Pläne lag darin, dass die Top-Vereine die UEFA unter Druck setzen wollten, da sie ihrer Meinung nach zu wenig Geld in der Champions League verdienen. Die European Super League sollte komplett ohne die UEFA veranstaltet werden. Die teilnehmenden Vereine würden den Wettbewerb veranstalten. In den geleakten Dokumenten sind auch Kalkulationen zu den erwarteten Gewinnen aufgelistet. Der FC Bayern verspricht sich zum Beispiel eine Verdreifachung der Einnahmen im Vergleich zur Champions League. In Zahlen ausgedrückt wären das ca. 140 Mio. Euro mehr pro Saison.

https://www.youtube.com/watch?v=d_GWETuHBOA
Sportschau Dokumentation “Football Leaks – Von Gier, Lügen und geheimen Deals “

Diese Enthüllungen betrachtet Georg Pangl mit großer Sorge. Er kämpft seit fast 5 Jahren für die Belange der kleineren, ärmeren Fußballvereine und für die Aufrechterhaltung des fairen Wettbewerbs. Für ihn wäre die Super League der Super Gau für den Fußball. Schon jetzt verurteilt er die Verteilung der Gelder im europäischen Fußball aufs Schärfste.


“Man muss sich vorstellen, dass die 32 Klubs in der Champions League jedes Jahr knapp zwei Milliarden Euro unter sich aufteilen. Und die ca. 700 Klubs, die in keinem internationalen Wettbewerb spielen, bekommen insgesamt 130 Millionen Euro.”

Georg Pangl im Interview mit 90Minuten.at

Der ehemalige Vorsitzende der Österreichischen Bundesliga hält aber auch die Entwicklung unabhängig von der Super League für problematisch. Neben der immer exklusiver werdenden Champions League kritisiert er die Einführung der geplanten „Europa League 2“ und die Pläne des FIFA Chefs Gianni Infantino bezüglich einer neuen Klub-WM.

Europa League 2 – Für die Kleinen gedacht, für die Großen gemacht

In der Saison 2021/22 soll die Europa League 2 das erste Mal mit 32 Mannschaften ausgetragen werden. Der neue Wettbewerb richtet sich vor allem an Mannschaften kleinerer Nationen und bringt mit sich, dass sich keine Mannschaften aus Ländern, die in der UEFA Fünfjahreswertung hinter Platz 15 liegen, für die Europa League qualifizieren können. Folglich werden die Europa League und die Champions League noch exklusiver.

Außerdem hätten die Pläne laut Pangl gravierende Auswirkungen auf die Nationalverbände. In kleineren Verbänden würden sich die besten Mannschaften für die Europa League 2 qualifizieren und dadurch 6 bis 8 Mio. Euro pro Jahr erhalten. Diese Gelder führen jedoch nicht dazu, dass diese Vereine im europäischen Vergleich ernsthaft wettbewerbsfähig werden, sondern vor allem, dass die Chancengleichheit in den nationalen Ligen aus den Fugen gerät. Dort wird es dann für alle nicht international spielenden Vereine immer schwieriger, Profifußball zu betreiben.

Pangl fordert eine gänzlich andere Herangehensweise, nämlich in Form von höheren Solidaritätszahlungen. Solidaritätszahlungen sind Gelder, die von der UEFA an nicht im europäischen Wettbewerb vertretende Vereine gezahlt werden. Diese richten sich nach den Gewinnen, die von den anderen Vereinen in den europäischen Wettbewerben erspielt werden. Momentan liegen die Zahlungen bei 7,3%. Dieser Prozentsatz ist laut Pangl jedoch viel zu niedrig, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Seine Forderung und die seines Verbandes ist es, den Satz auf 20% zu erhöhen. Nur so wäre eine gerechte Umverteilung möglich.

Super League als Druckmittel

Die großen Gegner dieser Ideen sind die Top-Vereine. Diese haben in Verhandlungen mit der UEFA in der Vergangenheit sogar dafür gesorgt, dass der Prozentsatz verringert wurde und die Verhandlungsposition der UEFA wird durch die Pläne der Super League weiter geschwächt. Die Pläne dienen als Druckmittel, um die eigenen Positionen durchzusetzen. Eine Champions League ohne Real Madrid, Bayern München oder Manchester United könnte nicht mit vielen Zuschauern rechnen. Somit ist die UEFA abhängig von den großen Vereinen und ordnet sich momentan deren Wünschen unter.

Georg Pangl spricht von einer Klientelpolitik zugunsten der Top-Klubs. Er fordert, dass diese Vereine sofort von allen nationalen und internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden müssen, sollten sie ihre Pläne in die Tat umsetzen. Die Frage, die er in diesem Zusammenhang stellt, ist, wie man das den Fans erklären solle. Die Zuschauer wollen laut Pangl das Tagesgeschäft nicht missen. Die Super League würde den Fans immer den Kaviar servieren, aber der normale Zuschauer möge auch sein tägliches Brot.

Die verantwortlichen Vereine der Super League Pläne

Pangl stellt außerdem die Frage, was die Top-Vereine mit den immer höher werdenden Mehreinnahmen überhaupt erreichen wollen. Profifußballer bekommen schon jetzt Gehälter, die sich der Otto Normalverbraucher nicht einmal vorstellen kann und die für Transfers gezahlten Ablösesummen brechen jährlich neue Rekorde. Aber ist das Maximum auch immer das Optimum?

Es gibt immer mehr Möglichkeiten Fußball zu schauen. Jeden Tag in der Woche wird Fußball übertragen und diese Entwicklung wird durch die Einführung der neuen FIFA Klub-WM weiter befeuert. Neben der Tatsache, dass dieser Wettbewerb den teilnehmenden Vereinen 80-100 Mio. Euro pro Woche einbringen und somit die Schere zwischen arm und reich noch weiter öffnen wird, führt das immer größer werdende Fußballangebot laut Pangl zu einer Reizüberflutung bei den Fans.

Was die Folgen dieser Entwicklungen sein könnten und wo die Reise des modernen Fußballs hingehen wird, erörtert Georg Pangl bei seinem Auftritt auf der Spielmacher Konferenz 2019. Mit kritischem Blick auf die Geschehnisse in dem Geschäft, in dem er seit vielen Jahren tätig ist, berichtet er in “Quo vadis European Football” von den schwierigen und unliebsamen Aufgaben, die auf den Fußball zukommen und von den ernst zu nehmenden Gefahren, die dabei für die beliebteste Sportart der Welt bestehen.

Ein leidenschaftlicher Kampf für mehr Solidarität in dem Sport, den wir alle lieben.

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