FoMa-Q-Score – Ist Erfolg im Fußball vorhersagbar?

Wissenschaftliche Analysen der Handelshochschule aus Leipzig zeigen, dass der Fußball vielleicht doch nicht so unberechnbar ist, wie viele denken.

Im Fußball ist alles möglich. Gerade das macht für die meisten Menschen den Reiz dieser Sportart aus. Unerwartete Erfolge von Underdogs wie zum Beispiel der Pokalgewinn von Stades Rennes in Frankreich über Paris Saint Germain verzaubern die Fans. Doch ist Fußball wirklich unberechenbar oder fehlen lediglich die richtigen Methoden?

Im Bereich der Sportwetten beweisen einige professionelle Wettunternehmen, dass es möglich ist, regelmäßig vorherzusagen, was im Fußball passieren wird. Diese Unternehmen stützen ihre Vorhersagen auf detaillierte Datenanalyse und schaffen es so, die Unberechenbarkeit der Sportart ein ums andere Mal zu umgehen.

Der FoMa-Q-Score

Auf andere Art und Weise versuchen Prof. Dr. Henning Zülch und seine Mitarbeiter den Erfolg von Fußballvereinen besser vorhersagbar zu machen. Auf der Grundlage des eigens entwickelten FoMa-Q-Score bewerten sie die Professionalität von Fußballvereinen in vier verschiedenen Bereichen. Jeder dieser Bereiche hat eine eigene Gewichtung für das Gesamtergebnis.

Mit 40% Einfluss ist der sportliche Erfolg dabei der mit Abstand wichtigste Faktor für die Bewertung. Unterteilt wird der Erfolg wiederum in die drei Unterkategorien “Team Performance”, “Player / Coach Characteristics” und “Player Development”. Der zweitwichtigste Faktor ist mit 25% die finanzielle Performance. Mit jeweils 17,5% fließen die Art der Vereinsführung und die Maximierung des Wohlergehens der Fans mit ein. Insgesamt werden 66 einzelne Faktoren berücksichtigt.

Vorhersage und Ergebnis

Am Ende kommt dabei eine umfangreiche Tabelle für die Bundesliga raus, die deutlich macht, in welchen Bereichen die Vereine gut aufgestellt sind bzw. wo Verbesserungspotenzial besteht. In der Abschlusstabelle der Saison 17/18 lagen die deutschen Vereine im Durchschnitt nur ungefähr drei Plätze über oder unter ihrer in durch den FoMa-Q-Score berechneten Platzierung. Das ist statistisch natürlich wenig aussagekräftig, da nicht genug Daten ausgewertet wurden, aber die Stärken und Schwächen des Systems werden dadurch trotzdem deutlich.

So ist der FC Bayern in beiden Tabellen wenig überraschend auf Platz 1. Der Zweitplatzierte in der Bundesliga war in der Saison 17/18 dagegen schon eine kleine Überraschung. Der FC Schalke 04 spielte in der Premierensaison von Domenico Tedesco sehr effizient und wurde überraschend Vizemeister. Auch im FoMa-Q-Score drückt sich die professionelle Arbeit von Schalke durch Platz 3 hinter Dortmund und Bayern aus.

Wie nah Erfolg und Misserfolg im Profifußball beieinander liegen musste der Verein aber in der aktuellen Saison auf schmerzhafte Weise erfahren. Denn trotz offensichtlich professioneller Arbeit und einer tollen Vorsaison spielt Schalke dieses Jahr gegen den Abstieg und sah sich gezwungen, den Erfolgstrainer der Vorsaison zu entlassen. Noch schlimmer traf es den 1. FC Köln, der in der letzten Saison nach einer miserablen Hinrunde am Ende auf Platz 18 stand und abstieg.

Abschlusstabelle der Bundesliga 17/18

Auch Köln hatte in der Bewertung der Wissenschaftler eigentlich nicht mit einer derartigen Talfahrt zu rechnen. Auf Platz 11 stand der Verein im FoMa-Q-Score im gesicherten Mittelfeld, doch die sportliche Realität war eine andere. Der HSV hingegen bestätigte in der Saison die Vorhersagen sehr akkurat und landete in beiden Tabellen auf dem 17. Tabellenplatz.

Auch wenn die Stichprobe für tiefgehende Schlussforlgerungen zu klein ist kann man erkennen, dass die grundlegende Erfolgswahrscheinlichkeit von Bundesligavereinen durch diese Methode vorhergesagt werden kann.

Die Bundesliga mit Nachholbedarf

Interessant für Vereine ist vor allem der genauere Blick auf die Tabelle. Wobei schnell zu erkennen ist, was die Bundesligavereine im Vergleich zur Saison 2017/18 noch dringend verbessern sollten: die Maximierung des Wohlergehens der Fans. Zwar hat die Bundesliga die höchsten Zuschauerzahlen in den europäischen Top-Ligen, doch sollten sich die Vereine nicht auf diesen Zahlen ausruhen. Bis auf den FC Bayern kommt kein Verein auf wirklich zufriedenstellende Ergebnisse in diesem auch wirtschaftlich so wichtigen Bereich.

Als Methode zur Steigerung der Erfolgswahrscheinlichkeit innerhalb der Bundesliga wird von vielen Experten und Verantwortlichen die Abschaffung der 50 + 1 Regelung angeführt. In “50 + 1: Veraltete Fußballromantik oder zukunftsfähiges Modell?” haben wir bereits die Vor- und Nachteile dieser Regelung dargestellt und dieses Thema wird auch auf der Spielmacher Konferenz 2019 weiter vertieft. Ob eine entsprechende Regeländerung die Erfolgsaussichten deutscher Vereine zwangsläufig verbessern, ist umstritten, aber eine Steigerung im FoMa-Q-Score ist durch bessere finanzielle Mittel erwartbar.

https://spielmacher.io/2019/04/12/50-1-veraltete-fussballromantik-oder-zukunftsfaehiges-model/

Es lässt sich also nach wie vor über die Vorhersagbarkeit des Fußballs streiten, die Wissenschaftler der Handeslhochschule Leipzig bringen mit dem FoMa-Q-Score allerdings eine sehr interessante neue Möglichkeit, die Erfolgswahrscheinlichkeit von Fußballvereinen zu berechnen. Auf der Spielmacher Konferenz 2019 wird Prof. Dr. Henning Zülch in “Predictability in Professional Football–The FoMa-Q-Score 2018” über dieses spannende Thema berichten und darstellen, wie berechenbar der Fußball tatsächlich ist.

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