Fluch oder Segen? Auswirkungen des Brexits auf die Premier League

Der Brexit wird mindestens bis Januar aufgeschoben. Doch was bedeutet der Austritt für die englische Premier League? Bringt er mehr Vor- oder Nachteile mit sich?

Der zuletzt ausgehandelte Brexit-Deal des englischen Premier Ministers Boris Johnson wurde zwar grundsätzlich vom Parlament angenommen, doch Johnsons Zeitplan stieß bei den Abgeordneten auf deutlichen Widerstand. Der angestrebte Brexit zum 31.10.2019 ist damit vom Tisch und der Austritt erneut verschoben. Doch was würde der Brexit eigentlich für die beliebteste Fußballliga der Welt bedeuten?

Probleme für ausländische Spieler

Die Premier League hat momentan klare vorgaben, was die Anzahl ausländischer Spieler angeht. Es dürfen höchstens 17 nicht-britische Spieler im 25 Mann Kader stehen. Für Spieler aus der EU gibt es dabei keine weiteren Auflagen. Spieler aus Nicht-EU-Ländern jedoch müssen eine gewisse Anzahl an Länderspielen vorweisen oder aufgrund ihrer Transfersumme und ihres Gehaltes als Topspieler gelten.

Diese Regelungen würden bei einem Brexit plötzlich auch für Spieler aus der EU gelten, wenn es keine Änderungen gibt. Das heißt Spieler wie Sebastian Haller (Frankfurt zu West Ham) oder Moise Kean (Juventus zu Everton) wäre es, aufgrund ihrer geringen Länderspielanzahl, nicht möglich in die Premier League zu wechseln. Das würde einen riesigen Nachteil für die Klubs bedeuten.

Der Brexit scheint näher zu rücken. Doch was bedeutet das für die englische Premier League? Bringt der Austritt mehr Vor- oder Nachteile mit sich?
Der italienische Shootingstar Moise Kean wechselte für 27,50 Millionen Euro zu Everton. Zum Zeitpunkt seines Wechsels hatte er aber erst drei Länderspiele bestritten.

Chance für die englische Jugend?

Greg Dyke, der Chef des FA, sieht im Brexit trotzdem eine Chance. Er möchte die Anzahl der ausländischen Spieler im Zuge des Brexits auf 12 minimieren und damit den vermehrten Einsatz englischer Talente erzwingen. Auch dieses Vorhaben wird von der Liga und den Klubs sehr kritisch gesehen, da so die Attraktivität der Liga abnehmen könnte. Außerdem würde vor allem die kleineren Vereine darunter leiden, weil die großen Klubs ihnen die guten englischen Spieler wegkaufen würden, um die Regeln zu erfüllen. Adäquaten Ersatz zu finden dürfte für die kleineren schwierig werden, wenn Ausländer dabei nicht infrage kommen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Einführung solcher Grenzen zu einer Verbesserung der Nationalmannschaft führt.

Neben den allgemeinem Problemen mit Spielertransfers würde auch das Mitmischen auf dem Markt der Nachwuchspieler für englische Vereine erschwert. Nach den FIFA Regularien sind Spielertransfers unter 18-jähriger nämlich nur erlaubt, wenn diese innerhalb der EU geschehen. Die Premier League Klubs wären also nicht in der Lage beispielsweise spanische Talente wie Héctor Bellerín zu verpflichten und englische Talente wie Jadon Sancho hätten nicht die Möglichkeit, im Ausland ihr Glück zu versuchen.

Der Spanier Héctor Bellerín wechselte im Alter von 16 Jahren zum FC Arsenal.

Die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Premier League würde bei einem Brexit also enorm sinken. Deshalb ist es sehr gut vorstellbar, dass die Verantwortlichen Regeländerungen zugunsten der Vereine und der Liga anstreben. Denn die Engländer möchten ihre “Cashcow” Premier League unbedingt weiter melken. Rechtsexperten sind sich jedoch uneins, inwieweit derartige Regeländerungen möglich wären. Es bleibt also nicht nur aus politischer Sicht spannend, wie es mit dem Brexit weitergeht. Auch die Fußballwelt sollte ein Auge darauf haben.

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