Auf internationaler Bühne waren die deutschen Vertreter in den letzten Jahren wenig erfolgreich. Die Eintracht aus Frankfurt spielte zwar eine berauschende Europa League Saison, doch weiter als ins Halbfinale schafften es auch die Adler nicht. Dass dieser ausbleibende Erfolg eindeutig mit fehlenden finanziellen Mitteln zusammenhängt, ist für die Gegner der 50+1 Regel klar. Doch bisweilen werden die Fans in dieser wichtigen Frage noch nicht übergangen. Sie sind strikt gegen eine Auflösung der Regel und noch werden ihre Forderung erhört.
Inwieweit sich das in Zukunft ändern wird, ist schwierig abzusehen. Für beide Seiten gibt es unzählige Argumente und niemand kann vorhersagen, was aktuell die beste Alternative für den deutschen Fußball wäre. Die Vereine selbst beschäftigen sich ebenfalls intensiv mit dieser Frage. Nur ist für sie eine andere Frage wesentlich akuter: Wie gelangen wir an möglichst hohe finanzielle Mittel mit der aktuellen Regelung?
Denn die Vereine, die nicht gerade Bayern, Leipzig oder Wolfsburg heißen, haben weder einen reichen Konzern im Rücken, noch können sie auf viele Jahrzehnte erfolgreichen Fußballs zurückblicken und mal eben mehr als 100 Millionen Euro vom Festgeldkonto abheben. Die finanziellen Probleme solcher Vereine sind gerade in den unteren Ligen noch gravierender, da die Einnahmen durch Rechteverkäufe dort wesentlich geringer sind. Diese Vereine müssen sich etwas überlegen – und sie tun es.
Lautern baut auf die Fans
Der 1. FC Kaiserslautern beispielsweise setzt auf die Unterstützung seiner treuen Anhänger. Der einst so erfolgreiche Traditionsverein steckt sportlich und finanziell in der Krise. 2012 letztmals in der Bundesliga sind die roten Teufel heute allenfalls Mittelmaß in der dritten Liga. Vor der Saison war sogar unklar, ob der Verein überhaupt in der Lage wäre, die nötigen finanziellen Mittel für die Lizenzierung vorzuweisen.
Um diese Problem zu lösen startete der Verein ein sogenanntes Crowdlending. Das bedeutet, dass Kleinanleger die Möglichkeit haben den Verein zu unterstützen. Die Geldanlage läuft über drei Jahre und es gibt einen Festzins von 5%. Auf diese Weise kamen in etwas mehr als einem Monat 1.075.800 Euro zusammen. Doch diese Art der Finanzierung wird nicht ausschließlich positiv gesehen. Kritiker behaupten, dass die Zinsen für ein derartig risikoreiches Geschäft viel zu gering ausfallen und dass hier die emotionale Verbundenheit der Fans ausgenutzt wird.
Unterhaching geht neue Wege
Wie eine Finanzierung auch möglich ist, zeigt seit diesem Sommer der momentane Spitzenreiter der dritten Liga, die SpVgg Unterhaching. Auch Unterhaching hatte in der Vergangenheit mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Für den Münchener Verein war gerade die Sponsorenfindung schwierig, da er im Schatten von 1860 und den großen Bayern steht. Deshalb hat sich der Verein im Juli entschieden, als erst zweiter deutscher Verein überhaupt, an die Börse zu gehen.
Möglicherweise abgeschreckt von dem schlechten Beispiel des Lokalrivalen 1860 München, hat sich die Spielvereinigung entschieden, die Finanzierung nicht einem großen Investor zu überlassen, sondern lieber viele Investoren zu haben. Bei 1860 ist in den letzten Jahren vieles schief gelaufen, seit der jordanische Investor Hasan Ismaik eingestiegen ist. Momentan läuft es für die Hachinger Aktie ganz gut, was sicherlich auch mit dem sportlichen Erfolg zu tun hat. Vor der Saison konnten durch den Börsengang 6,7 Millionen Euro generiert werden. Doch ohne Risiko ist diese Art der Finanzierung nicht und die Entwicklung in sportlich weniger erfolgreichen Zeiten bleibt abzuwarten.
Man sieht einen Plan. Es heißt nicht, in drei, vier Jahren sind wir wieder in der Bundesliga. Man will sich stabilisieren, man will auf die Jugend setzen. So ein Projekt ist möglich, wenn du deine Ziele realistisch formulierst
Fredi Bobic über den Börsengang der SpVgg Unterhaching
Hertha möchte nach Europa
Den gegenteiligen Weg zu Unterhaching schlug dieses Jahr Hertha BSC Berlin ein. Die alte Dame aus der Hauptstadt hat einen neuen Investor im Rücken, der ordentlich Geld in den Verein pumpen will. Zunächst kaufte Lars Windhorst mit seiner Investmentfirma 37,5% der Vereinsanteile mit einem Gesamtwert von 125 Millionen Euro. Windhorst möchte den Standort Berlin ausnutzen und aus der Hertha einen “Big City Club” machen, wie zum Beispiel in Madrid, London oder Paris.
Das neue Kapital soll hauptsächlich in Spielertransfers fließen, um die Hertha schnellstmöglich an die internationalen Plätze heranzuführen. Wenn Windhorst gewillt ist, seine Ankündigungen in die Tat umzusetzen, hat er in der kommenden Saison die Möglichkeit seine Anteile auf 49,9% aufzustocken. Nach einem zunächst holprigen Saisonstart hat sich die Hertha unter ihrem neuen Coach Ante Covic mittlerweile gefangen und spielt anschaulichen Offensivfußball. Dass es schon diese Saison zu einem Platz im oberen Tabellendrittel reicht, bleibt trotzdem eher unwahrscheinlich.
Die deutschen Profivereine finden also trotz der 50+1 Regel unterschiedlichste Mittel und Wege sich zu finanzieren. Der langfristige Erfolg derartiger Strategien bleibt abzuwarten, doch die Befürworter von 50+1 haben ein weiteres Argument für sich und die Fans werden über die neue Kreativität ihrer Vereine wahrscheinlich auch nicht böse sein.