Die aktuellen Umsätze durch Merchandising in der Bundesliga sind wenig erfreulich für die Vereine und sogar geringer als noch vor einigen Jahren. Diesen Umstand damit zu erklären, dass die Fans bereits genug Trikots besitzen und keine weiteren Fanartikel benötigen, liegt für den amerikanischen Sportartikelhersteller und -vermarkter Fanatics und seinen Managing Director Global Partnerships, Joachim Hilke, fern.
Hilke, der von 2011 bis 2017 Marketing Vorstand beim HSV war, ist bei der Expansion von Fanatics in den europäischen Markt seit der ersten Stunde dabei. Das 1995 in Jacksonville, Florida, gegründete Unternehmen ist in den USA bereits ein Riese in der Sportartikelbranche. Eines der Hauptgeschäftsfelder liegt dabei im V-commerce. Es werden unzählige Online-Shops bekannter Sportvereine und Verbände aller möglichen Sportarten betrieben.
Von der Produktion bis zum Kunden
Zu diesen Kunden gehören unter anderem die großen amerikansichen Ligen NFL, NBA, MLB und NHL. Neben dem Betrieb von Online-Shops stellt Fanatics außerdem selbst Sportartikel her, verkauft und liefert diese. Somit ist jeder Schritt in den Händen des Unternehmens. Ein Beispiel nimmt es sich dabei am Moderiesen Zara, der innerhalb kürzester Zeit neue Trends der Modewelt kopiert und zu günstigen Preisen anbietet.
Diese Fast-Fashion-Strategie fährt Fanatics im Sportbereich. Nach beeindruckenden Momenten im Sport, sollen die Fans sofort die Möglichkeit haben, entsprechendes Merch zu bestellen und schnellstmöglich auch geliefert bekommen. Die Vision des Ganzen geht soweit, dass die Ware direkt beim Stadion produziert wird und somit brandaktuelle Fanartikel den Kunden bereits vor Ort erreichen.
Die Erfolgsgeschichte, die Fanatics mit diesen innovativen Strategien in den USA geschrieben hat, soll nun in Europa und Asien fortgeführt werden. Die ersten wichtigen Partner für dieses Vorhaben sind in Deutschland bereits gefunden: der DFB, der FC Bayern, Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg arbeiten mit Fanatics zusammen. Weitere Partner werden mit Sicherheit folgen. Denn das Angebot von Fanatics ist für die Vereine kaum auszuschlagen.
Es wird keine eigene Merchandisingproduktion mehr benötigt, der Online-Shop wird von Fanatics geführt und dazu kommen schnellere Lieferungen und eine größere Produktpalette. Fanatics produziert die Ware lokal in den Niederlanden und in Deutschland und umgeht dadurch lange Lieferzeiten aus Asien.
Neue Möglichkeiten für Vereine
Eine weitere innovative Kooperation hat Fanatics 2018 in England mit dem traditionsreichen Zweitligisten Aston Villa gestartet. Das Unternehmen ist dort als Hauptaustatter eingestiegen und hat das Design der Trikots an eine lokale Modemarke weitergegeben. Produktion und Vertrieb finden durch Fanatics statt. Dadurch öffnet sich der Fußball auch für kleinere Modemarken. Nicht mehr nur Adidas, Nike oder Puma ist es vorbehalten, die Trikots der Profiklubs zu entwerfen.
All diese Entwicklungen führen das Unternehmen zu Milliardenumsätzen, die in den nächsten Jahren noch weiter erhöht werden sollen. Von momentan knapp über zwei Milliarden soll der Umsatz in den nächsten Jahren auf über zehn Milliarden steigen und ca. die Hälfte davon aus dem nicht-amerikanischen Markt stammen. An diesen Zahlen erkennt man die Überzeugung des in Deutschland derzeit wenig bekannten Unternehmens, dass es auf der ganzen Welt erfolgreich sein wird.
Joachim Hilke wird zusammen mit Alexander Graf auf der Spielmacher Konferenz 2019 über diese spannenden Veränderungen im Fußballbusiness sprechen. Unter dem Titel “Football-Clubs in a platform-world: How Football-Clubs can win in a GAFA-dominated world?!” sprechen sie darüber, was für aussichtsreiche Möglichkeiten Fußballvereinen in einer plattformdominierten Welt der Zukunft bereitstehen.