Im internationalen Vergleich muss die Bundesliga, was ihre Popularität angeht, wohl nur den Vergleich mit der Premier League scheuen. Diese ist beinah überall die beliebteste Liga. Gespickt mit Superstars, Star-Trainern, den aktuellen Europacup-Siegern aus Liverpool und London, einer Menge Geld und einem meist spannenden Titelkampf ist die englische Liga für viele Fans von größtem Interesse. Doch die Bundesliga setzt schon lange auf Internationalisierung, in Indien, China, aber vor allem auch in den USA. Dort könnte die kolportierte Ausstrahlung über den Abo-Dienst ESPN+, der zur Walt Disney Company gehört, die Bundesliga für eine junge, in Sachen Fußball-Tradition weniger vorbelastete und interessierte Zielgruppe zu einem der wichtigsten Fokuspunkte im Fußball machen. So könnte das globale und digitale Interesse an der Bundesliga und dem deutschen Fußball weiter steigen.
Bald noch mehr Zuspruch aus den USA? Schon jetzt großes Interesse am deutschen Fußball
Der Supercup, ausgetragen zwischen dem BVB und Bayern München am letzten Wochenende, wurde in 200 der 211 in der FIFA registrierten Länder ausgestrahlt, wie die DFL selbst angab. Ob FOX Sports (South America), Sky Perfect TV (Japan), Eleven Sports Poland, Eleven Sports Belgium, beIN France oder andere, das Interesse am eher unwichtigen Curtain Raiser zur neuen Saison war immens; immerhin war der Klassiker des deutschen Fußballs zu erwarten. Entschieden wurde dieser mehr oder minder durch Jadon Sancho, der für die Borussia beim 2:0-Erfolg ein Tor vorlegte und eins erzielte.
Sancho ist ein Sinnbild für die junge, attraktive Bundesliga und für den Angriff. Einerseits möchte er mit dem BVB nach dem von den Bayern abonnierten Titel greifen. Andererseits sollen gerade Teams wie der BVB, aber auch Leipzig oder Leverkusen die Bayern dabei unterstützen, die Bundesliga auch im Ausland bestmöglich zu verkaufen. Die Eintracht aus Frankfurt hatte das in der vergangenen Saison mit dem Lauf in der Europa League bestens vorgemacht, muss nun aber auf Star-Spieler wie Haller oder Jovic verzichten, die es nach England und Spanien trieb.
In den USA ist die Eintracht bereits im Januar unterwegs gewesen, um das eigene Engagement vor Ort zu unterstreichen. Im Sommer waren aber auch die Prestige Teams aus München und Dortmund in den Vereinigten Staaten unterwegs. Unter dem Motto 1909% Football wollten die Dortmunder die Fans in den Staaten begeistern, vor allem aber auch neue gewinnen.
Spiele gegen Seattle oder auch CL-Sieger FC Liverpool mit Ex-Trainer Klopp zogen die Massen in die Stadien.
Womöglich werden in Zukunft noch mehr US-Fans incentiviert, die Bundesliga zu verfolgen. Dafür könnte ein Deal mit Disney sorgen.
Die Bundesliga bei ESPN+? Kann der Streamingdienst Zuschauer dank Abos halten?
Während die MLS in den USA weiter boomt, nimmt das Interesse am Fußball im Land von NBA, NFL und MLB gerade wieder Fahrt auf. Mit neuen Franchises wie Inter Miami von David Beckham wird die Fußballlandschaft in den Staaten noch interessanter. Die Fußballerinnen, in den USA ohnehin sehr populär, haben mit ihrem WM-Triumph um Superstar Megan Rapinoe die Leidenschaft nur weiter angefacht. CNN berichtet, dass in den USA über FOX gut 14,3 Millionen das Finale gegen die Niederlande sahen, wohingegen nur 11,4 Millionen im Vorjahr bei den Männern eingeschaltet hatten; ein 22-prozentiger Boost beim Fußballpublikum in den USA. FOX Sports ist noch der Sender, über den man in den USA die Bundesliga verfolgen kann. Doch demnächst soll sich das ändern.
Die New York Post berichtet davon, dass ESPN+ die Rechte an der Liga erhalten soll. Demnach könnte die Bundesliga ab 2020 zum immer größeren Fußball-Portfolio des Anbieters stoßen, der zur Walt Disney Company gehört. Bei ESPN+ lassen sich schon heute die MLS-Spiele oder andere Partien, wie der Community Shield in England, verfolgen.
In Deutschland kann man auf den umfassenden Service des Streamingdienstes nicht zugreifen, wie beim Besuch der Seite humorvoll mitgeteilt wird.
Doch der OTT Service dürfte, sollte die Bundesliga ab nächstem Jahr tatsächlich in den USA exklusiv dort ausgestrahlt werden, für die Sportfans an Bedeutung gewinnen. So würde ESPN+ für Disney sehr wahrscheinlich viele neue Abonnenten gewinnen können; dass einige Spiele auch linear im TV über ESPN-Kanäle ausgestrahlt werden, steht noch zur Verhandlung. Disney ist auf der Jagd nach Abonnenten und wird solche mit Disney+, das am 12. November an den Start geht und Netflix große Sorgen bereiten dürfte, zahlreich erhalten.
Die Zuschauerschaft, gerade die jüngere, ist an das Streaming gewöhnt. Auch Sport will im Abo auf einer Plattform rezipiert werden. Der Erfolg von DAZN zeigt das deutlich. Einer Studie von Deltare und Massive zufolge sollen in den USA 2021 knapp 6,8 Milliarden US-Dollar in OTT-Dienste für die Sportberichterstattung fließen. Die gleich Studie gibt an, dass 2018 ein Wachstum von 32 Prozent bei Geräten verzeichnet wurde, die weltweit erstmalig auf OTT Sport Content zugegriffen haben. Ein Entscheider der Industrie verrät, wie das Streamingpotential auch für den Sport genutzt werden kann.
Netflix has seen huge success because its pricing is widely affordable. But what the sports industry has seen is that a premium price product creates a barrier to entry – and also to fandom. Putting out highlights and original content as freemium is a great way to bring people into the product with something that can be enjoyed year-round, 24/7. From there, we can encourage them deeper into the ecosystem and ladder them to a fully paid-up subscriber over time.
Relevant werden nach diesen Erkenntnissen besonders Original Content und die Möglichkeiten, einzelne Angebote wahrzunehmen, nicht ein Spiel über 90 Minuten und sonst nichts. Dazu ist das Smartphone mit 49 Prozent nur knapp hinter dem Fernseher (64 Prozent), wenn es um das Rezipieren von Sport Content geht, so Deltare. Das dürfte sich weiter gen mobile Geräte verschieben.
Über OTT können junge Generationen bestens erreicht werden, und nicht nur diese. Die Bundesliga könnte zu einem zentralen Entertainment-Programm in den USA aufsteigen, wenn ESPN+ sich die Exklusivrechte sichert und die Liga – die mit dem Claim “Football As It’s Meant To Be” bereits eine internationale Marke aufbaut – optimal in Szene setzt. Zusätzlich zu all diesem Potential für Rechtehalter und Fans muss die Liga nun auch zeigen, dass sie als Entertainment Provider mit allen Ligen mithalten kann. Jadon Sancho, Kai Havertz, Serge Gnabry, oder Lucas Hernández, vielleicht auch Youngster wie Ademola Lookman oder Dodi Lukebakio versprechen einiges. Allerdings muss die Bundesliga sich nicht nur um einen spannenden Titelkampf wie in der letzten Saison bemühen, sondern auch darum, Stars aufzubauen und in der Liga zu halten, um diese für das internationale Publikum langfristig zur Erlebnisarena zu machen.