Der neue King of Queens?

David Villa wird nach seinem Karriereende Miteigentümer des neuen New Yorker Vereins Queensboro FC. Der soll das diverse Queens repräsentieren – und zur größten Soccer-Marke der USA werden.

In einer Stadt, die niemals schläft, ist auch das Angebot an Sportvereinen besonders groß. New Yorks größte Player sind sicherlich die Yankees, die Knicks, die Mets und die Jets; Baseball, Basketball und Football. Doch die wachsende Popularität des Fußballs zieht auch immer mehr Fans in die Stadien der New York Red Bulls oder des New York FC.

Ab 2021 wird in der zweiten US-Liga ein neues Franchise antreten: Queensboro FC. Zu den Eignern zählt dann David Villa, Weltmeister, CL-Sieger, Rekordtorschütze Spaniens und ein Fan des einzigartigen Queens. Zusammen mit seinen Partnern möchte er das Schmelztiegel-Image des berühmten Bezirks nutzen, um nicht nur einen populären Club, sondern eine hippe Sportmarke zu etablieren. Und die Vorzeichen versprechen etwas Besonderes.

David Villas Rückkehr nach New York oder: Noch ein Franchise?

Bei der Nachricht, dass David Villa Miteigentümer eines neuen US-Fußballclubs wird, mögen viele Fans an David Beckham gedacht haben. Schon im kommenden Jahr geht dessen Verein Inter Miami in der MLS an den Start und soll die Fußballkultur in Florida neu beleben und den US-Fußball als Markt prägen. Während von Transfers zu Inter Miami derzeit schon berichtet wird, steckt das Projekt Queensboro FC noch in den Kinderschuhen. Kein Wunder, da Miteigner und Marketing-Zugpferd David Villa selbst noch die Schuhe schnürt; aber nur bis zum Jahresende, wie er kürzlich bekannt gab.

Internationale Aufmerksamkeit hat das Franchise Queensboro FC nun vor allem erhalten, weil Villa seine Beteiligung publik gemacht hat.

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Ab 2021 wird der QBFC in der zweiten Spielklasse der USA, der USL, spielen. Gegen einen direkten Start in der MLS könnten verschiedene Faktoren sprechen. Zunächst ist nicht klar, ob der Verein mit seinen Investoren und Eignern bereit ist, eine Summe von über 100 Millionen US-Dollar als Einstiegsgebühr zu zahlen. Der New York FC musste 2014 laut Business of Soccer bereits 100 Millionen zahlen; derzeit könnte die Summe bei 150 bis 200 Millionen liegen. Zudem müssen für einen Einstieg in die höchste Spielklasse Aspekte wie eine bestehende Fanbase und ein großes Stadion oder weit entwickelte Stadionpläne berücksichtig werden. Mit beidem kann der QBFC noch nicht dienen. Außerdem gibt es schon zwei Clubs aus dem Big Apple in der MLS, was eine Argumentation hinsichtlich der Stadtrepräsentation erschwert.

Der Start in der USL dürfte aber zunächst gar nicht so ungelegen kommen. Immerhin soll bei dem Verein nicht allein der sportliche Ehrgeiz und die Siegermentalität im Zentrum stehen. Auch und besonders das Lebensgefühl eines außergewöhnlichen Bezirks, eines populären Stadtgebiets, das für seine Vielfalt bekannt ist, soll in die Kultur des Vereins – und der Marke – mit einfließen. Das betont Miteigentümer Jonathan Krane. Er selbst ist Gründer und CEO eines Unternehmens für Anlagenmanagement mit Fokus auf China, KraneShares. In der New York Post sagt er:

It really represents the world there. Many of the people are from soccer-loving countries, and so we thought that Queens could be the No. 1 soccer market in the United States soon.

In Queens leben laut US Census Bureau rund 2,3 Millionen Menschen, fast die Hälfte davon ist im Ausland geboren. Der Anteil an Latinos und Hispanics, Afroamerikanern und Asian Americans ist dort vergleichsweise hoch (je zwischen 20 und 30 Prozent).

We’re going to make a strong effort to really connect this team with the population of Queens so they feel like it’s their team,

ergänzt Krane.

Das Queensboro-Feeling als Folie für eine Fußballmarke

Im offiziellen Promo-Video für den neuen Club heißt es: “The World’s Borough Speaks Soccer”. Ein Verein aus der Nachbarschaft soll die Fans abholen. Und zwar Fans aus allen sozialen Schichten und verschiedenen Ethnien. Ein potentieller künftiger Fan erklärt im Video enthusiastisch:

It gives us one more thing to cheer for, one more thing to root behind, one more thing to bring us all together.

Um dieses Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, werden Vorschläge aus der Community in Queens bezüglich Farben und Design des Club-Wappens berücksichtigt. So heißt es auf der offiziellen Seite des Clubs. Diese kann auf Englisch, Spanisch und in Mandarin gelesen werden.

Mit diesem Community-zentrierten Ansatz erinnert QBFC ein wenig an den FC St. Pauli, der als besonders liberaler Verein mit viel Herz für Wohltätigkeit und die Fangemeinde besonders aus den vielfältigen Hamburger Stadtteilen Sternschanze und St. Pauli auch als Marke Erfolg genießt. Der Queensboro FC dürfte sich ähnlich positionieren wollen, möchte darüber hinaus aber mehr werden als ein regional populärer Club. Dafür braucht es gerade in den USA eine bekannte Persönlichkeit. Und David Villa erfüllt einige wichtige Kriterien.

Mit Personenkult zu einem kultigen Club?

In Queens ist vor allem das Baseballteam der New York Mets zuhause. In deren neuem Stadion, dem Citi Field, wird QBFC einige der ersten Spiele ab 2021 spielen. Dann will man in einem eigenen Stadion vor einer neu geschaffenen Fanbase auftreten.

Für die nötige Aufmerksamkeit, um Fans – oder zumindest Zuschauer – nicht nur aus dem näheren Umfeld zu gewinnen, soll nun David Villa sorgen. Fußballfans kennen ihn als gefährlichen Torjäger für Spanien, Welt- und Europameister. Mit Barça gewann er die Champions League und Meisterschaften (auch mit Atlético holte er den Titel). Er war Torschützenkönig bei der EM 2008 und in im gleichen Jahr in der spanischen Liga. Neben diesen Erfolgen zeichnet ihn aus, dass er in Melbourne und eben New York beim NYFC aktiv war, wo er 2016 zum MVP der MLS gekürt wurde. Mit 80 Toren ist er bis heute mit Abstand der Rekordtorjäger des Vereins. Aktuell ist er neben Lukas Podolski und Andrés Iniesta bei Vissel Kobe in Japan am Ball.

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Durch diesen internationalen Touch passt er perfekt zum Queensboro FC. Außerdem haben ihn vier Jahre in New York geprägt. Auf der Website des neuen Clubs erklärt er:

Living with my family in a city with so much culture and history while playing soccer, was an amazing experience. And it was exciting to be playing in a country where love of the beautiful game is growing. […] I have loved this sport from the beginning of my life. I have tried to do my best to bring this sport everywhere.  And the future now is Queens.

Schon 2017 hatte Villa seine DV7 Soccer Academy in Queens ins Leben gerufen. Damit die Talente aber auch in Queens einen Profi-Verein finden können, um eine Karriere im Fußball zu machen, sei es sehr wichtig gewesen, einen Club wie QBFC zu gründen, so Villa. Dass die Akademie von Japan über Puerto Rico bis nach Spanien Hong Kong usw. verteilt ist, passt dabei ins Bild. So könnten Talente aus aller Welt schon bald im neuen Club von David Villa heranwachsen.

Investment ins Soccer-Franchise zeigt wachsenden Markt

Große Namen sind im US-Fußball keine Seltenheit mehr. Beckhams Inter Miami wird viel Furore machen, wenn der Verein seine sportliche Laufbahn beginnt. Dafür wird allein sein Name sorgen. Bei Houston Dynamo wiederum hatte sich jüngst NBA-Megastar James Harden eingekauft. Der aktuelle MLS-Champion Seattle Sounders hat hingegen Macklemore, Russell Wilson, Ciara oder den Microsoft CEO im Eignerverbund.

Sie alle sehen in den Clubs auch Marken, in die sich ein Investment lohnt. Nicht zuletzt, weil der Sport in den USA eine neu entfachte Leidenschaft bedient. In den vergangenen Jahren ist der Zuschauerschnitt fast kontinuierlich angewachsen, auf über 21.000, so Transfermarkt. Das ist nicht weit entfernt von der Serie A (knapp 26.00) oder La Liga (knapp 27.000). Zudem ist der Fußball-Markt in den USA noch relativ unerschlossen, Business-Potentiale sind noch auszuschöpfen. Ebenso wie sportliche. Das zeigt sich beispielhaft am jungen Franchise Atlanta United, das mit einer ganz neuen Form der Fußball-Experience sportlichen und kommerziellen Erfolg vereint.

Der Queensboro FC möchte ähnliches erreichen. Aber gleichzeitig wirkt der Verein wie eine viel kleinere Nummer als Inter Miami oder der Hollywood-Club LAFC. Nicht allein wegen der Ligenzugehörigkeit. Auch wegen des Understatements, das bei der Präsentation bisher geübt wird. Noch lässt sich nicht beurteilen, in welche Richtung der Club, das Franchise sich entwickelt. Wenn schließlich aber Understatement, Vielfalt und die Nähe zum Jedermann gelebt und nicht nur inszeniert werden, dann ist das ein gutes Zeichen für den US-amerikanischen Fußball. Denn all das geht dem Fußball derzeit oft ab. Und viele Fans wünschen es sich zurück. Vielleicht macht das Projekt Queensboro FC David Villa zu einem neuen King of Queens. Vielleicht.

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