Champions League-Sperre für Manchester City – was wird tatsächlich passieren?

In den vergangenen Jahren wurden mehrere durch die UEFA ausgesprochene Strafen im Nachhinein stark vermindert. Was erwartet Manchester City?

Am 14. Februar gab die UEFA bekannt, dass Manchester City für die nächsten beiden Spielzeiten von den internationalen Klubwettbewerben ausgeschlossen wird und zusätzlich eine Strafe von 30 Mio. Euro zahlen muss. Begründet werden diese Strafen mit Verstößen gegen die Financial Fair Play (FFP) Regularien. Der Besitzer Manchester Citys, Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan, soll in den letzten Jahren mehr Geld als erlaubt über Sponsorenverträge in den Verein gepumpt haben, ohne diese Aktivitäten korrekt zu belegen.

Nicht das erste Vergehen

Bereits 2014 hatte der Verein eine Strafe durch die UEFA aufgrund des FFP erhalten. Damals beliefen sich die Zahlungen auf 60 Mio. Euro, von denen der Klub 40 wieder zurückerhalten konnte. Außerdem wurde der Champions League Kader auf 21 Spieler beschränkt und die Transferausgaben im folgenden Wechselzeitraum durften 60 Mio. Euro nicht überschreiten, solange keine Spieler verkauft wurden.

Schon damals sah City die Anschuldigungen als unrechtmäßig an, doch akzeptierte diese trotzdem. Dieses Mal wird der Verein schon allein aufgrund der Härte der Sanktionen in Berufung gehen. Ein zweijähriger Ausschluss aus der Champions League würde nicht nur extreme finanzielle Verluste bedeuten, sondern das ganze Projekt Manchester City gefährden. Seit dem Amtsantritt Pep Guardiolas ist der Gewinn der Champions League das oberste Ziel. Dieses Ziel weitere zwei Jahre nicht erreichen zu können, hätte unvorhersehbare Folgen für den Verein. Doch, was sind die möglichen Szenarien, wenn Manchester City die Strafe anfechtet?

Der Prozess und sein möglicher Verlauf

Zunächst einmal wird vom internationalen Sportgerichtshof CAS, vor dem der Prozess abgehalten wird, geprüft, ob eine Aussetzung der Strafe bis zum Ende des Prozesse zulässig ist. Falls die Verantwortlichen zu dem Entschluss kommen, die Strafe auszusetzen, ist mit einem langwierigen Prozess zu rechnen.

Manchester Citys Anwälte würden versuchen ein Urteil immer weiter hinauszuzögern und auf allen Ebenen dafür kämpfen, dass das gesamte System des FFP als unrechtmäßig eingestuft wird. Diese fundamentale Anschuldigung würde einen jahrelangen Rechtsstreit bedeuten, der die UEFA in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Denn unter dem Strich würde City dafür plädieren, dass die Fußballvereine sich nicht mehr den Regularien der Verbände unterwerfen müssen. Bekäme der Verein mit seiner Anklage recht, wäre mit einem ähnlich einflussreichen Urteil, wie dem Bosman-Urteil 1995 zu rechnen.

He [the chairman] would rather spend 30 million pounds on the best 50 lawyers to sue them for the next 10 years.

Simon Cliff General Counsel of City Football Group in einer Mail, die durch die Football Leaks veröffentlicht wurde


Führende Sportrechtsexperten sind zwar der Meinung, dass die Anschuldigungen der UEFA berechtigt sind, trotzdem ist die UEFA nicht darauf aus, sich einem derartigen Prozess zu stellen. Viel wahrscheinlicher ist dagegen, dass die Anwälte Citys eine Einigung mit der UEFA erzielen möchten.

Citys Argumente

Die Anwälte werden die Höhe der Strafe aufgrund vorangegangener Urteile als unverhältnismäßig anzweifeln. Außerdem werden sie das von der UEFA eingesetzte Schiedsgericht der Befangenheit beschuldigen. Nicht zuletzt werden sie darauf hinweisen, dass sie bereits 2014 eine Strafe akzeptiert haben und die neuen Beweisstücke gegen sie unrechtmäßig sind, da diese durch Hacker-Angeriffe erworben wurden. Bei diesen Beweisstücken handelt es sich um E-Mails, die aus den Football Leaks von 2018 hervorgegangen sind.

Nicht all diese Argumente werden der Prüfung durch den CAS standhalten und mit großem Gewicht in den Prozess eingehen, aber sie reichen wahrscheinlich aus, um Druck auf die UEFA auszuüben. Das Ziel ist es, die Strafe zu halbieren und nur ein Jahr von der Champions League ausgeschlossen zu werden. Diese Einigung würde der UEFA einen langjährigen Prozess mit möglicherweise gravierenden Folgen ersparen und Manchester Citys Schaden in Grenzen halten.

Es ist momentan nicht abzusehen, wie sich der Prozess tatsächlich entwickeln wird. Zunächst ist die Entscheidung über die Aussetzung der Strafe von großer Bedeutung. Kommt es nämlich zu einer Aussetzung, befindet sich Manchester City plötzlich in einer wesentlich besseren Position. Entscheidet der CAS jedoch, dass die Strafe trotz des laufenden Prozesses bestehen bleibt, scheint ein tatsächlicher Ausschluss des Vereins für mindestens ein Jahr sehr wahrscheinlich.

Die Verantwortlichen von Manchester City haben in ihren bisherigen Statements klar gemacht, wie wenig sie von den verhängten Sanktionen halten. Man fechtet zwar beispielsweise die Echtheit der geleakten E-Mails nicht an, ist aber trotzdem fest davon überzeugt, nicht gegen das FFP verstoßen zu haben. Dieser Prozess wird noch für einige Schlagzeilen sorgen und könnte letztendlich Einfluss auf den gesamten Fußball nehmen.

Quellen: Financial Times, BBC, UEFA, The Guardian, Der Spiegel, Rabona TV

Ausführliche Einschätzung der BBC: https://www.bbc.com/sport/football/51528427

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