Trainingslager im Winter – muss man wirklich in den Süden?

Zu Beginn des neuen Jahres ging es für viele Bundesligisten wieder ins Ausland. Der Trainingsauftakt fand im Warmen statt. Doch nicht bei allen.

Die deutschen Fußballvereine sind privilegiert – zumindest, was die Winterpause angeht. Fast ein Monat lag zwischen dem letzten Spiel 2019 und dem ersten 2020. Gerade mit Blick auf die Premier League ist das enorm viel. Manchester United beispielsweise bestritt in dieser Zeit sieben Pflichtspiele. Auf der Insel ist die Zeit zwischen den Jahren die intensivste Zeit des Jahres.

Leipzig und Paderborn blieben zuhause

Die Bundesligisten dagegen haben Zeit sich zu erholen und auf die Rückrunde vorzubereiten. Doch bei den meisten Vereinen steht die Vorbereitung ganz klar im Fokus. Erholen konnten sich die Spieler über die Weihnachtstage und mit Beginn des neuen Jahres ging es dann für 16 von 18 Vereinen Richtung Süden ins Trainingslager. Nur Paderborn und Leipzig entschieden sich in diesem Winter gegen ein Trainingslager im Ausland.

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Die Vorteile des Wintertrainingslagers in wärmeren Gefilden liegen auf der Hand. Bei angenehmen Temperaturen können sich die Spieler ideal auf die Rückrunde vorbereiten, anstatt in Deutschland auf dem Trainingsplatz zu frieren. Die meisten Vereine zieht es nach Spanien, wo milde Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad herrschen. Außerdem flogen die Eintracht und die Hertha in die USA. Augsburg hielt sich in Malta auf und der VfL Wolfsburg in Portugal. Der FC Bayern flog trotz anhaltender Kritik erneut nach Katar, um die dortige Partnerschaft weiter zu forcieren.

Die beiden Ausnahmen aus Paderborn und Leipzig sind Wiederholungstäter. Auch im letzten Jahr blieben die Vereine über Winter zuhause und Julian Nagelsmann – damals noch bei der TSG Hoffenheim – verzichtete ebenfalls auf ein Trainingslager im Ausland. Doch was sind die Beweggründe der handelnden Personen freiwillig darauf zu verzichten, einige Tage aus dem trüben Deutschland zu entfliehen und sonnigeres Wetter zu genießen.

Viel Erholung statt viel Training

Julian Nagelsmann hat eine klare Meinung zu dem Thema. Ihm ist es wichtig, dass sich seine Spieler in der Winterpause angemessen erholen. Zu diesem Zweck verzichtet er sehr gerne auf die Verlockungen des Südens. Denn zu dem vielen Training, was im Trainingslager abgehalten wird, kommen noch die Reisestrapazen hinzu. Und für die Spieler ist es sicherlich nach dem Training am erholsamsten , in die eigenen vier Wände heimzukehren, anstatt aufs Hotelzimmer zu gehen.

Ich will den Jungs möglichst lange im Winter freigeben. Aufgrund der kurzen Pause geht es eher darum, sich zu erholen, anstatt zwei, drei Tage mehr zu trainieren.

Julian Nagelsmann

Vor allem mit Blick auf eines der Dauerthemen des professionellen Fußballs dieser Tage – die Überbelastung der Spieler – leuchten diese Argumente ein. Die Trainer beschweren sich bei jeder Gelegenheit, dass es zu viele Spiele gibt und ihre Spieler mehr Pausen benötigen. Doch zu der Zeit, in der eine Pause möglich wäre, entscheiden sie sich, ins Trainingslager zu fliegen.

Hinzukommt, dass die Mannschaften, die im letzten Jahr auf ein Trainingslager verzichteten, keine schlechteren Leistungen in der Rückrunde ablieferten, als die anderen. Hoffenheim holte einen Punkt mehr, als in der Hinrunde, Leipzig sogar fünf und Paderborn wurde Erster der Rückrundentabelle der zweiten Liga und landete auf einem direkten Aufstiegsplatz. Was spricht da überhaupt FÜR ein Trainingslager im Ausland?

Es ist definitiv teurer, als zuhause zu bleiben. Dem Klima tut man mit jedem Flug weniger einen Gefallen und das Wetter in Deutschland ist Anfang Januar in der Regel auch nicht unaushaltbar kalt. Zum Ende der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde trainieren die Mannschaften unter genau den gleichen Wetterbedingungen. Wer sich beim Training über das Wetter beschwert, sollte vielleicht überlegen, in ein anderes Land zu wechseln.

Trainingslager aus ganz anderen Gründen

Nun gibt es noch die nicht-sportlichen Aspekte, die für einen Aufenthalt im Ausland sprechen, wie in den Fällen der Hertha und der Eintracht. Die Frankfurter und die Berliner wollen ihre Präsenz in Übersee stärken. Dafür ist das jährliche Trainingslager perfekt geeignet. Dieses Jahr konnte man die Zeit in den USA sogar mit einem Testspiel gegeneinander abschließen. Dieses Spiel diente als Eröffnung des Florida Cups, an dem die Hessen im Vorjahr teilnahmen. So gelingt es auch weniger starken Marken, sich in den USA zu platzieren, ohne dass Dortmund oder Bayern ihnen die Show stehlen.

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Apropos Bayern – der Rekordmeister hielt sich dieses Jahr erneut für einige Tage in Katar auf. Die Südkurve machte am letzten Hinrundenspieltag durch ein Banner deutlich, was sie davon hält. Wenig überraschend hält sie wenig davon. Die Kritik an der Menschensrechtssituation des Golfstaates ist seit Jahren groß. Auch Amnesty International prangert die Probleme immer wieder an, möchte aber nicht die wirtschaftlichen Entscheidungen eines Unternehmens, wie des FC Bayern in Frage stellen. Viel mehr ruft die Organisation den Verein dazu auf, zu einer Verbesserung der Situation beizutragen.

Diesen Aufruf nehmen die Verantwortlichen des FC Bayern ernst. Immer, wenn Kritik am Trainingslager aufkommt, lässt der Verein verlauten, dass sich die Lage im Land verbessert habe, seit der FC Bayern die Kooperation betreibt. Eine Verbesserung hat tatsächlich stattgefunden, nur der Zusammenhang zwischen Verbesserung und Engagement des FC Bayern ist reine Spekulation.

Für die meisten deutschen Vereine scheint das Wintertrainingslager im Süden, mittlerweile genauso zur Winterpause zu gehören, wie Weihnachten und Silvester. Doch vielleicht sollten sich die Verantwortlichen nochmal über die Vor- und Nachteile dieser Reise klar werden. Denn bei genauer Betrachtung ist ein Trainingslager im Warmen alles andere als unabdingbar.

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