Geld regiert die Welt! Champions League Achtelfinale: Klub der Reichen

In der Champions League setzen sich die reichen Vereine immer weiter von den anderen ab. Diese Eintönigkeit wird in Zukunft wahrscheinlich nicht abnehmen.

Fußballromantiker haben es in diesen Tagen schwer. Nicht nur in den nationalen Ligen geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander, sondern auch in der Champions League. In der diesjährigen Gruppenphase kamen erstmals die 16 Teams mit den höchsten Marktwerten weiter. Keine Überraschung, kein Märchen nur die bittere Realität, dass am Ende das Geld gewinnt.

Schon in den Jahren zuvor war ein eindeutiger Trend zu erkennen. Immer seltener gelang es den kleineren Mannschaften, in die K.o.-Phase einzuziehen. Nun lässt es sich nicht mehr leugnen. Nicht einmal die Vorjahreshelden aus Amsterdam konnten den Wahrscheinlichkeiten trotzen. Die Römer haben nun auch Gallien erobert.

https://www.instagram.com/p/B5-b_GelED3/

Gruppenphase in Zukunft eine Farce?

Doch bedeutet diese Tatsache, dass der Fußball immer vorhersagbarer wird? Müssen wir uns darauf einstellen, in Zukunft schon vor der Gruppenphase zu wissen, wer ins Achtelfinale einzieht? Die Antwort auf diese Fragen wird keinem Fußballromantiker gefallen. Es ist nämlich ein eindeutiges Ja. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die UEFA sorgt mit der Verteilung der Champions League Gelder dafür, dass der Abstand zwischen den Vereinen immer weiter anwächst.

Wie genau die Gelder verteilt werden, erläutert die UEFA auf ihrer Website. Am Beispiel vom SSC Neapel zeigen wir auf, wie viel Geld ein Verein so in der Champions League einnimmt. Neapel ist ein gutes Beispiel, weil die Süditaliener seit einigen Jahren die zweitbeste Mannschaft ihres Landes sind, aber dieses Jahr in der Liga weit hinter den Erwartungen liegen. Doch eine Schwächephase ist heutzutage kein ernsthaftes Problem mehr für einen Top-Verein, da die Champions League über viele Jahre unverhältnismäßig viel Geld in die Kassen gespült hat.

Napolis Geldregen

Neapel wurde zweiter der Gruppe E hinter dem FC Liverpool. Der Verein holte durch drei Siege und drei Unentschieden 12 Punkte und erreichte das Achtelfinale, in welchem er im Februar gegen den FC Barcelona antritt.

Für die Teilnahme an der Champions League erhielt Neapel einen Startprämie von 15,25 Mio. Euro. Jeder Sieg bedeutete weitere 2,7 Mio. Euro und jedes Unentschieden 900.000 Euro. Für die sechs Spiele der Gruppenphase erhielt der Verein also 10,8 Mio. Euro und die Qualifikation für das Achtelfinale wurde mit 9,5 Mio. Euro belohnt. Macht also insgesamt 35,55 Mio. Euro.

Das war aber noch nicht alles. Die UEFA verteilt noch mehr Geld aufgrund einer Rangliste der letzten zehn Jahre. In dieser Rangliste liegt Neapel auf Rang 21 von allen Vereinen – auf Platz 16 der diesjährigen Champions League Teilnehmer. Der am niedrigsten platzierte Teilnehmer erhält 1,1 Mio. Euro. Jeder Platz weiter oben beutet zusätzliche 1,1 Mio. Euro. Für Neapel bedeutet das 16,5 Mio. Euro. Außerdem kommt noch ein noch unbekannter Betrag für die Fernsehvermaktung hinzu. Dieser hängt vom Wert des Vereins für den Fernsehmarkt ab.

Auch ohne diesen Betrag kommt Neapel schon nach der Gruppenphase auf Einnahmen von 52 Mio. Euro.

https://www.instagram.com/p/B57SS89iqTD/
Carlo Ancelotti musste trotz des Achtelfinaleinzugs seinen Hut nehmen.

Solidarität ein Lippenbekenntnis

Die Bedeutung dieser Summe wird erst deutlich, wenn man sie mit den Solidaritätszahlungen der UEFA vergleicht. Solidaritätszahlungen richtet die UEFA an Vereine, die nicht an der Champions League teilnehmen, mit dem Ziel, die Diskrepanz nicht zu groß werden zu lassen. Doch die Umsetzung dieses guten Konzepts lässt die Zahlungen zu einem Tropfen auf dem heißen Stein werden. Die Solidaritätszahlungen müssten einen viel höheren Anteil ausmachen, um etwas zu bewirken, wie auch Georg Pangl, der Vorsitzende der Association of European Professional Football Leagues und letztjährige Sepeaker auf der Spielmacher’ 19, seit jahren predigt. (Artikel zu Georg Pangl)

Alle Vereine, die nicht an der Champions League teilnehmen, also 90% aller europäischer Erstligisten, bekommen 130 Mio. Euro – INSGESAMT! Wenn dieses Geld gleichmäßig auf die Vereine verteilt werden würde, bekäme jeder Verein 210.000 Euro. Das entspricht ca. 0,4% von dem, was der SSC Neapel bisher durch seine Teilnahme an der Champions League eingenommen hat. Die tatsächliche Verteilung dieser Gelder übernehmen die Nationalverbände.

Aber wie auch immer die Verteilung am Ende aussieht, die Schere zwischen arm und reich geht zwangsläufig weiter auseinander. Die Solidaritätszahlungen sind ein wirklich schlechter Scherz der UEFA. Ein Versuch den Anschein zu erwecken, man kümmere sich um alle Mitgliedsvereine. In Wahrheit interessiert sich die UEFA hauptsächlich für diejenigen, die das meiste Geld in die Kassen spülen und das sind nunmal keine Teams aus Bulgarien, Polen oder Irland und es ist auch kein MIttelklasseverein aus Deutschland.

Champions League = Super League?

So sträuben sich zwar die nationalen Ligen gegen die Idee der europäischen Super League, aber in der Champions League ist diese längst Realität. Die Vereine sind quasi gesetzt und spülen so immer mehr Geld in ihre Kassen. Durch das Druckmittel der Super League zwingen die Verantwortlichen die UEFA dazu, die Solidaritätszahlungen niedrig zu halten und die Gelder möglichst gut auf die Top-Vereine zu verteilen. Auch die neue 10-Jahres-Rangliste, über die genauso viel Geld verteilt wird wie durch leistungsbezogene Prämien, ist ein weiterer Weg, Geld an die Großen zu geben. Denn durch diese Rangliste bekäme beispielsweise Real Madrid mehr als 30 Mio. Euro, selbst wenn der Verein in der Champions League alles verliert.

Seit den Football-Leaks besteht zwar ein Bewusstsein bezüglich dieser Problematik, doch es hat sich nichts verändert. Der Kampf von Menschen wie Georg Pangl, die den Fußball wieder fairer machen wollen, scheint immer aussichtsloser zu werden. Solange bei den großen Vereinen Europas kein Umdenken stattfindet, geht der Teufelskreis immer weiter und schlussendlich wird die Champions League K.o.-Phase zur Super League und die nationalen Ligen zu langweiligen, vorhersagbaren Angelegenheiten.

WordPress Cookie Plugin by Real Cookie Banner