Wenn ein Fußballbundesligist neue Kleidungsstücke vorstellt, handelt es sich zumeist um die Trikots der kommenden Saison oder die neuesten Merchandise-Produkte. Eine eigene Modemarke, wie sie die TSG 1899 Hoffenheim nun vorgestellt hat, ist dagegen eher ungewöhnlich. Die neue Marke trägt den Namen umoja (gesprochen umodscha) und beinhaltet Freizeitkleidung für jedermann. Das Ganze ist aber keine stumpfe Werbekampagne, sondern ein ernst gemeintes Zukunftsprojekt.
Hoffenheim ist schon länger in Afrika engagiert
Umoja ist Teil der Hoffenheimer Initiative TSG in Bewegung. In Dieser hat der Verein seine Zukunftspläne definiert und fünf zentrale Handlungsfelder festgelegt: Innovationen, Mitarbeiter und Spieler, Jugend und Fans, Ökologie, Afrika. Dieses letzte Handlungsfeld Afrika ist das entscheidende bei der Entstehung von umoja. Schon in der Vergangenheit engagierte sich der Verein auf dem am schnellsten wachsenden Kontinent der Erde. Unter anderem brachte man Jugendlichen in Namibia die Themen Bildung, Ernährung und Klimawandel näher und bildete die dortigen Lehrer fort.
Die Arbeit, die die TSG in Afrika leistet, geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Bereits vor mehr als einem Jahr unterzeichneten der zuständige Entwicklungsminister Müller und TSG Geschäftsführer Görlich einen entsprechenden Kooperationsvertrag. Jetzt geht die Kooperation also in die nächste Runde.
Aus Uganda für Uganda
Mit Umoja wird nämlich eine Marke ins Leben gerufen, die den Wirtschaftsstandort Afrika – genauer gesagt Uganda – stärken soll. Einige Mitarbeiter der TSG reisten in das ostafrikanische Land, um sich ein Bild von den dortigen Verhältnissen zu machen. Dabei fiel ihnen auf, dass in Uganda fast ausschließlich Second-Hand-Artikel aus Amerika und Europa und Billigware aus Asien verkauft werden. Unter diesen Umständen, ist ein Wachstum der lokalen Textilindustrie nicht möglich, weshalb der Großteil der aus Uganda stammenden Baumwolle exportiert wird und somit nur eine geringe Wertschöpfung stattfindet.
Um den Menschen in Uganda, die mit durchschnittlich knapp 15 Jahren die jüngsten der Welt sind, eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten, lässt Hoffenheim die Kleidungsstücke von umoja zu 100% in Uganda produzieren. Von der Baumwolle bis zum fertigen Pullover findet jeder Arbeitsschritt vor Ort statt. Dadurch werden Arbeitsplätze geschaffen und lokale Betriebe unterstützt.
Doch es werden nur bestimmte Bauern mit der Bereitstellung der Baumwolle beauftragt. Nämlich nur Kleinbauern, die über wenig Land verfügen und ihre Felder nicht künstlich bewässern. Außerdem wurde eine Firma aus der Hauptstadt Kampala mit der weiteren Bearbeitung der Wolle betraut. In diesem Unternehmen finden alle weiteren Arbeitsschritte statt, bis zum fertigen Produkt. Auch hier wird darauf geachtet, dass die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung verhältnismäßig gut sind.
Hinzukommt, dass der Verein 10% der Bruttoerlöse von umoja als weitere Unterstützung nach Uganda zurückgibt. Dadurch werden Projekte finanziert, die den Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Erst kürzlich finanzierte die TSG mit knapp 5.000 Dollar den Ausbau einer Wasserleitung, die die Schüler einer kleinen Schule im Baumwollanbaugebiet auch in der Trockenzeit mit Wasser versorgt.
Gemeinsam in die Zukunft
Umoja besteht bisher aus einer Kollektion mit T-Shirts, Longsleeves und Hoodies für Frauen, Männer und Kinder. Die Designs der einzelnen Stücke orientieren sich an afrikanischen Mustern und es sollen in Zukunft noch weitere Kollektionen folgen. Die TSG möchte durch umoja nicht ihr Kerngeschäft in die Modebranche verlagern. Viel mehr trägt der Verein zur Stärkung eines Landes bei, das zweifelsohne über jede Menge Potenzial verfügt. Auch der Name der Marke zeigt schon, was der Verein erreichen möchte. Umoja ist Suaheli und bedeutet “Einheit”.
Hoffenheim möchte mit den Menschen in Uganda zusammenarbeiten, um eine bessere Zukunft zu erreichen. Dabei achtet der Verein auch darauf, dass der ökologische Aspekt nicht außer acht gelassen wird. Durch die Produktion der Kleidungsstücke an möglichst wenigen Standorten werden lange Transportwege vermieden. Ein Zukunftsorientiertes Projekt, dass momentan zurecht einige Aufmerksamkeit bekommt. Am Ende werden wahrscheinlich alle Beteiligten von umoja profitieren.