Ein neues Franchise wird ab Februar 2020 in der MLS an den Start gehen. Der 26. Verein der nordamerikanischen Major League Soccer heißt Inter Miami CF und ist beheimatet in der gleichnamigen Millionenstadt im Staate Florida. Der Grund, warum gerade diesem neuen Franchise so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, liegt auf der Hand: David Beckham ist Miteigentümer und Präsident.
Beckham zu LA – kein normaler Transfer
Dass der englische Fußballstar einen Fußballverein in der MLS anführt, kommt dabei wenig überraschend. Genauer gesagt ist dieses Vorhaben schon seit 2007 in Planung – also seit mehr als 12 Jahren. Damals sorgte Beckham mit seinem Wechsel zu LA Galaxy für Schlagzeilen. Der damals 32-jährige wurde zum großen Aushängeschild der MLS und für ihn wurde sogar eine neue Regel eingeführt. Seit Beckham in den USA spielt, ist es den Vereinen erlaubt, bis zu drei Spieler auf ihrer Gehaltsliste zu haben, die über die eigentliche Gehaltsdeckelung der Liga hinausgehen. Diese Disignated Player Rule ist auch unter dem Namen Beckham Rule bekannt.
Neben seinem Gehalt von insgesamt 6,5 Millionen Dollar pro Jahr ließ sich Beckham damals eine interessante Klausel in den Vertrag schreiben. Diese Klausel erlaubte es ihm, nach seiner aktiven Zeit in der MLS, ein MLS Expansion Franchise für 25 Millionen Dollar zu kaufen. Die einzigen Einschränkungen bestanden darin, dass das Franchise nicht in New York sitzen durfte und dass Beckham die Option bis zum 31.12.2013 ziehen musste.
Im Februar 2014 gab er auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er die Option gezogen hat. Es gab zwar noch keinen Namen und keine richtigen Investoren, aber schon damals stand fest: Beckham würde Besitzer eines Vereins in der MLS sein. Doch wann und wie genau das alles ablaufen würde, stand noch in den Sternen. Es sollte weitere vier Jahre dauern, bis die Sache richtig Fahrt aufnahm.
Im Januar 2018 gab die Major League Soccer offiziell bekannt, dass David Beckham und einige weitere Eigentümer ab 2020 mit einem Verein aus Miami an der MLS teilnehmen werden. Das war der Startschuss für die eigentliche Entstehung von Inter Miami. Von da an begannen die Verantwortlichen, den Verein nach ihren Vorstellungen zu entwerfen. Bei ihren Überlegungen versuchten sie dabei stets darauf zu achten, Miami und seine Einwohner möglichst gut wiederzuspiegeln.
La gente de Miami
Deutlich wird dieser Bezug auf die Stadt schon im Namen und im Wappen des neuen Vereins. Der Name hört sich erstmal nicht nach einem englischsprachigen Fußballverein an und das hat auch einen guten Grund: Ungefähr 70%, der in Miami lebenden Menschen haben einen hispanischen Hintergrund. Bei einer Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern macht das ca. 1,75 Millionen Menschen. In Miami ist Spanisch keine Minderheitensprache, die nur von den Tellerwäschern und Kellnern gesprochen wird. Hier ist Spanisch quasi Amtssprache.
Das Wappen von Inter Miami zeigt zwei Flamingos auf schwarzem Grund. Diese Vögel sind so etwas wie die Nationaltiere der Stadt und, dass sie von Natur aus pink sind, passt perfekt ins Konzept. Das Motto des Vereins lautet Libertad. Unidad. Fortuna. (Freiheit. Gleichheit. Glück.) und die Farbe pink steht wie kaum eine andere für Toleranz und Offenheit. Ebenso steht die gesamte Stadt Miami für diese Werte und der neue Verein möchte dies auch tun.
Der Versuch der Verantwortlichen vorrangig die aus Südamerika stammende Bevölkerung der Stadt anzusprechen, ist nicht nur aufgrund der hohen Anzahl logisch. Dazu kommt noch, dass in nahezu jedem südamerikanischen Land Fußball die beliebteste Sportart ist. Südamerikaner lieben Fußball und deshalb wird ein Verein in Miami bitter benötigt. Die Fokussierung auf diese Menschen wird nicht nur im Namen und im Motto des Vereins deutlich, sondern auch in der Transferpolitik.
Die ersten beiden Spieler, die überhaupt in der Vereinsgeschichte verpflichtet wurden, waren zwei 19-jährige Argentinier, die zunächst wieder an ihre argentinischen Klubs zurück verliehen wurden, da Miami noch nicht in den Spielbetrieb eingestiegen ist. Außerdem kursieren im Vereinsumfeld unzählige Namen von in die Jahre gekommenen südamerikanischen Fußballstars, die zur Zeit in Europa ihr Geld verdienen.
Vor der Rente in die MLS
Während eine Verpflichtung von Lionel Messi zum jetzigen Zeitpunkt eher utopisch erscheint, gibt es auch Gerüchte über ein paar Spieler, deren Wechsel gar nicht so weit hergeholt wäre. An vorderste Stelle werden meistens der Uruguayer Edinson Cavani und der Spanier David Silva genannt. Cavani, der Rekordtorschütze und Publikumsliebling von Paris Saint Germain, spielt bei den Franzosen momentan nur die zweite Geige. Seit der Verpflichtung von Mauro Icardi setzt Thomas Tuchel eher auf den treffsicheren Argentinier. Hinzukommt, dass Cavanis Vertrag im Sommer ausläuft. Er wäre also vergleichsweise günstig zu haben.
David Silva ist zugegebenermaßen kein Südamerikaner, aber er ist zumindest spanischsprachig. Der Kapitän von Manchester City hat vor der Saison bekannt gegeben, dass er nach dem Ablauf seines Aktuellen Vertrags im Sommer 2020 wechseln würde. Mit dann 34 Jahren scheint der Schritt in die USA, um seine Karriere ausklingen zu lassen, logisch und trotz seines fortgeschrittenen Alters kann der feine Techniker noch immer jedem Verein weiterhelfen.
Ein weiterer Weltstar, den man gerne nächstes Jahr in Florida Fußballspielen sehen würde, ist Luis Suárez. Der Landsmann Cavanis wird im Januar auch schon 33 Jahre alt und ist immer häufiger von Verletzungssorgen geplagt. Mit seiner unbestrittenen Klasse kann er zwar das Spiel des FC Barcelona noch immer auf ein anderes Niveau heben, doch für drei Spiele in der Woche reicht es in der Regel nicht mehr. Sein Vertrag läuft noch bis 2021, also ist ein Wechsel im nächsten Sommer eher unwahrscheinlich, aber in Zukunft könnte Inter Miami eine Alternative für den Pistolero darstellen.
Neben diesen Topstars, von denen Vereine in den USA dank der Beckham Rule drei im Aufgebot haben dürfen, setzt Inter Miami hauptsächlich auf eine gute Jugendarbeit. Es wurde bereits eine Akademie errichtet und die Jugendmannschaften warne die ersten, die im Trikot des neuen Vereins auflaufen durften. Man möchte junge Spieler in den eigenen Reihen haben, die das Potenzial haben zu echten Stars zu werden. Ein perfektes Vorbild haben die Jungs ohne Frage in ihrem Vereinspräsidenten.
Der passende Trainer für dieses spannende Projekt scheint indes auch schon gefunden zu sein. Es heißt, dass Santiago Solari diesen Posten übernehmen wird. Der ehemalige Mitspieler David Beckhams war zuletzt kurzzeitig Trainer von Real Madrid, ehe er von Zinédine Zidane abeglöst wurde. Neben seiner fachlichen Qualifikation gibt es ein weiteres starkes Argument für Solari: er ist Argentinier. Es würde also alles passen, doch in trockenen Tüchern ist momentan noch nichts.
Ein neues Zuhause
Um dem aufstrebenden Team ein angemessenes Zuhause zu bieten, errichtet der Verein sein eigenes neues Stadion. Der Miami Freedom Park soll 28.000 Menschen Platz bieten und drumherum entsteht ein Freizeitgelände, auf dem die Einwohner Miamis Fußball spielen oder sich entspannt ins Gras legen können. Bis diese Planungen verwirklicht sind, wird es noch einige Zeit dauert, weshalb man zunächst für zwei Saisons in das Lockhart Stadium ausweicht. Das etwas kleinere Stadion wird extra modernisiert und soll in Zukunft als Heimstätte des Farmteams dienen, das in der dritten Liga antritt.
In Miami entsteht etwas großes. Der Club Internacional de Fútbol Miami ist keine Langeweiletherapie eines superreichen Oligarchen. Hier möchte ein Fußballfachmann mit seinen Partnern zusammen seinen Traum verwirklichen und dieser Traum wird nicht mit dem Ligastart im Februar vollendet sein. Der ehemalige Profisportler Beckham wird mehr als genug Ehrgeiz in sich tragen, um mit dem Verein auch Titel gewinnen zu wollen. Man darf gespannt sein, welche internationalen Stars in Zukunft den Schritt nach Florida wagen und an diesem Prestigeprojekt mitwirken werden.