Mourinho, ten Hag, Allegri… Wer wird neuer Bayern Trainer?

Auf der Suche nach einem Nachfolger von Niko Kovač erhielten die Bayern bereits einige Absagen. Wir geben einen Überblick, wer es am Ende werden könnte.

Nach der Entlassung von Niko Kovač übernimmt vorerst Hansi Flick den Trainerposten beim deutschen Rekordmeister. Am Samstag konnte dieser seinen ersten großen Erfolg feiern. Im Spitzenspiel des 11. Spieltags schlug er mit den Bayern den großen Rivalen Borussia Dortmund deutlich mit 4-0. Doch der ehemalige Co-Trainer der Nationalmannschaft ist eigentlich nur eine Interimslösung. Bayern-Boss Rummenigge kündigte zwar nach dem Spiel an, “bis auf weiteres” mit Flick als Trainer arbeiten zu wollen, aber ursprünglich war angedacht, dass bis zum nächsten Spiel in Düsseldorf eine Lösung vorgestellt wird.

Es gibt also reichlich Zeit für Spekulationen bis zum Düsseldorf Spiel. Unzählige Namen kursieren an der Säbener Straße. Mourinho, Wenger, ten Hag, Allegri, van Bommel, Rangnick, Tuchel… Doch zur Zeit erreichen den FC Bayern fast ebenso viele Absagen. Tuchel steht nicht für den Job zur Verfügung. Auch ten Hag versichert, die Saison bei Ajax zu beenden. Rangnick bleibt der Red Bull-Familie erhalten und zwischen Wenger und Bayern scheint noch nicht ganz klar, ob eine Zusammenarbeit in Frage kommt. Beide Seiten geben zu diesem Thema widersprüchliche Aussagen an die Öffentlichkeit. Doch gibt es dann überhaupt ernsthafte Optionen, die den FC Bayern noch diese Saison übernehmen könnten?

Wer bleibt übrig?

José Mourinho und Massimiliano Allegri sind die einzigen Kandidaten, die momentan ohne Verein sind. Außerdem gibt es noch einen zuletzt sehr erfolgreichen Trainer, der mit seinem Verein aktuell in einer Krise steckt: Mauricio Pochettino. Für Tottenham läuft die Saison alles andere als Rund. Nicht nur die deutliche 7:2 Heimniederlage gegen den FC Bayern in der Champions League, sondern auch die momentane Situation in der Premier League zeugen von der Krise, in der sich der Champions League-Finalist des Vorjahres befindet. Zu einer Entlassung des Trainers führt diese Schwächephase zwar höchstwahrscheinlich nicht, aber Pochettino wäre nicht der erste Trainer, der in einer solchen Situation eine neue Herausforderung sucht.

Diese drei wären vermutlich die heißesten Kandidaten für eine Sofortlösung. Dazu kommt Erik ten Hag, aufgrund seiner Spielweise mit Ajax und seiner Bayern-Vergangenheit, als wahrscheinlichste Langzeitlösung im kommenden Sommer. Wir werfen einen genaueren Blick auf diese Trainer und versuchen herauszuarbeiten, wie die beste Lösung für den FC Bayern aussehen könnte.

José Mourinho

The Special One ist auf jeden Fall ein Trainer von Weltformat. Seine Titelsammlung ist beeindruckend und er gehört zu den wenigen Trainern, die es schafften die Champions League mit zwei verschiedenen Vereinen zu gewinnen. Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass sein letzter Champions League Sieg bereits mehr als neun Jahre zurückliegt und auch der letzte Ligatitel ist schon mehr als vier Jahre her.

Was definitiv für Mourinho spricht, ist, dass seine Mannschaften stets eine gute Defensive haben. In seiner letzten kompletten Saison bei Manchester United fing seine Mannschaft nur 28 Gegentore in 38 Spielen und war damit die zweitbeste Abwehr, hinter Meister Manchester City. Dem FC Bayern fehlt momentan genau diese defensive Stabilität. Gegen Paderborn und Augsburg gab es jeweils zwei Gegentore und zuletzt gegen Frankfurt sogar fünf.

Gegen Mourinho spricht allerdings seine Unberechenbarkeit. Bei all seinen Stationen hat sich der Portugiese mit einzelnen Spielern oder gar Vereinsbossen in die Haare gekriegt. Derartige Eskapaden würden dem FC Bayern nicht gut tun, da die Verantwortlichen in den letzten Jahren genug Skandale zu bewältigen hatten. Andererseits schafft es Mourinho sehr gut, alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und so seine Mannschaft oder andere Vereinsmitglieder aus der Schusslinie zu nehmen. Außerdem lernt er angeblich seit einigen Jahren Deutsch, um einmal in der Bundesliga arbeiten zu können.

Massimiliano Allegri

Von etwas weniger Weltruhm umgeben, aber ebenfalls mit sehr erfolgreicher Vergangenheit ist der ehemalige Juve Trainer Massimiliano Allegri. Der Italiener gewann in den letzten fünf Jahren in Folge mit der alten Dame die Meisterschaft und musste trotzdem im Sommer seinen Trainerstuhl für Maurizio Sarri räumen. Nach dem Aus im Viertelfinale der Champions League und im Halbfinale des Coppa Italia sahen die Verantwortlichen von Juventus Handlungsbedarf.

Trotz dieser Trennung hatte Allegri sehr erfolgreiche Jahre in Turin. Neben den fünf Meisterschaften gewann er vier Mal den Pokal und erreichte zweimal das Champions League Finale. Er war also maßgeblich daran beteiligt, dass Juventus wieder zu alter Stärke gelangte und heute in der Lage ist Weltstars, wie Cristiano Ronaldo anzulocken. Neben diesen Erfolgen bei Juve war er für den letzten Meistertitel eines anderen italienischen Vereins verantwortlich. Im Jahr 2011 mit dem AC Mailand.

Außerdem zeichneten sich Allegris Meistermannschaften stets durch eine gute Defensive aus. In allen fünf Saisons, in denen er Trainer von Juve war, fing die Mannschaft die wenigsten Gegentore der Liga. Dieser Mann hat also zweifelsohne bewiesen, dass er einen Branchenprimus adäquat führen kann. Doch es besteht trotzdem ein großes Problem. Allegri spricht kein Deutsch und die Bayern Bosse legen großen Wert darauf, dass der neue Trainer der deutschen Sprache mächtig ist.

Mauricio Pochettino

Wie bereits erwähnt, steckt der Argentinier mit den Spurs momentan tief in der Krise. Schon vor der Saison gab es reichlich Wechselgerüchte um den erfolgreichen Coach. Vor allem mit Real Madrid wurde er immer wieder in Verbindung gebracht. Doch Pochettino blieb in London. Er blieb vielleicht zu lange. Denn jetzt läuft, das erste Mal in seiner Amtszeit, nicht alles nach Plan. In der Premier League steht die Mannschaft nur im Mittelfeld. Im Carabao Cup ist man bereits im September gegen den Drittligisten Colchester ausgeschieden. Nur in der Champions League scheint der Einzug ins Achtelfinale zu gelingen.

Um seinen Job fürchten muss sich Pochettino, aufgrund der jüngsten Entwicklungen, aber nicht, da er einen großen Kredit bei den Tottenham Verantwortlichen hat. Er formte aus den Spurs in den vergangenen Jahren einen ernst zu nehmenden Titelkandidaten und das ohne viel Geld zu investieren. Jahr für Jahr musste er auf das gleiche Spielermaterial setzen, da die Bosse kein Geld in die Hand nehmen wollten. Pochettino machte aus der Not eine Tugend und entwickelte einige Talente zu echten Weltstars. Alli, Eriksen, Son und vor allem Kane nutzten ihre Chance und gaben Tottenham ein neues, offensives Gesicht.

Dass diese Spieler, die heute zu den besten der Welt zählen, noch immer für Tottenham aktiv sind, hängt maßgeblich mit Pochettino zusammen. Pochettino hat sich, trotz lukrativer Angebote aus Manchester oder Madrid, zu Tottenham bekannt und seine Spieler taten es ihm gleich. Im Sommer 2019 gipfelte der Aufstieg Tottenhams, zu einem europäischen Top Klub, mit dem Einzug ins Champions League Finale, das bekanntermaßen gegen Klopps Liverpool verloren wurde. Pochettino hat bewiesen, dass er ein sehr guter Trainer ist. Außerdem hat er stets durch seine besonnene, sachliche Art überzeugt. Jetzt sollte er nur den richtigen Moment erkennen, um weiterzuziehen und Tottenham zu verlassen. Bis auf die fehlenden Deutschkenntnisse würde er sehr gut zu den Bayern passen.

Erik ten Hag

Spätestens seit der letzten Champions League Saison ist Erik ten Hag jedem Fußballfan ein Begriff. Mit den jungen, wilden aus Amsterdam wirbelte er die Königsklasse ganz schön durcheinander. Die Spielweise von Ajax erinnerte dabei an die glorreichen Zeiten der 70er Jahre, mit Großmeister Johan Cruyff. Jäh gestoppt wurde die Reise erst in der 95. Minute des Halbfinalrückspiels gegen Mauricio Pochettinos Tottenham. Doch Ajax und ten Hag ließen sich davon nicht beirren und machen einfach weiter wie zuvor.

Trotz der Abgänge von Kapitän Matthijs de Ligt und Mittelfeldstratege Frenkie de Jong spielt Ajax bisher erneut eine starke Champions League Saison. In einer Gruppe mit Chelsea, Valencia und Lille haben die Niederländer nach vier Spielen bereits zehn Tore geschossen und führen die Gruppe an. Auch in der Liga steht man auf Platz eins und das mit sechs Punkten Vorsprung nach gerade einmal 12 Spielen.

Doch das wahrscheinlich wichtigste, neben dem augenscheinlichen Erfolg von ten Hags Mannschaft, ist ihre Spielweise. Die Spieler von Ajax sprühen nur so vor Kreativität und man sieht ihnen an, dass sie Spaß haben am Fußballspielen. Es ist offensiver Vollgasfußball, der die Herzen der Fans erwärmt. Dieser Spielstil würde jedem Verein auf der Welt gut tun und wohl vor allem dem FC Bayern, der seit dem Abgang von Pep Guardiola nach einer neuen Philosophie sucht.

Diesmal wird es nicht Jupp Heynckes

Mit Kovač und Ancelotti war man auf dieser Suche nicht erfolgreich. Lediglich Jupp Heynckes schaffte es einmal mehr, den FC Bayern unschlagbar erscheinen zu lassen. Nur scheint es diesmal so, als seie Heynckes tatsächlich in Rente gegangen. Es gibt momentan Trainer auf dem Markt, die das Weltformat haben, das dem Münchener Selbstverständnis entspricht. Die naheliegendste Lösung wäre dennoch Erik ten Hag. Denn dieser hat bereits zwischen 2013 und 2015 die zweite Mannschaft des FC Bayern trainiert und beweist mit Ajax, wie man schönen und erfolgreichen Fußball kombinieren kann. Doch, ob der FC Bayern bereit ist, fast eine ganze Saison mit einem Interimstrainer zu überbrücken, um auf ten Hag zu warten, steht auf einem anderen Blatt. Wir dürfen gespannt sein, was für eine Lösung Uli Hoeneß in wenigen Wochen präsentiert.

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