Am 27.10. wurde ein 22-jähriger Schiedsrichter in einem Kreisligaspiel bewusstlos geschlagen und musste von einem Rettungshubschrauber abtransportiert werden. Passend zu diesem unschönen Vorfall streikten zur gleichen Zeit die Berliner Schiedsrichter. Sie wollten ein Zeichen setzen, weil immer mehr Gewalt gegen Schiedsrichter aufkommt. In Berlin wurden durch diesen Streik mehr als 1000 Amateurpartien abgesagt. Die Schiedsrichter zeigen, dass Fußball ohne sie nicht funktioniert und dass sie keine Gewalt tolerieren.
Als Konsequenz auf den Faustschlag im hessischen Münster löste der Vereinsvorstand die Mannschaft des verantwortlichen Spielers auf. Die persönliche Strafe für den Spieler steht noch nicht fest, doch von vielen wird gefordert, Spieler für derartige Vergehen lebenslang sperren zu lassen. Auch im Profifußball kommt es immer wieder zu Gewalt gegenüber Schiedsrichtern, Gegenspielern oder auch Fans. Wir haben uns angeschaut, was die härtesten Strafen im Profifußball waren.
Levan Kobiashvili
Das jüngste Beispiel für Gewalt gegen Schiedsrichter in der Bundesliga findet sich im Jahr 2012. Der heutige Präsident des georgischen Fußballverbands Levan Kobiashvili, damals Profi bei Hertha BSC, versuchte nach der verlorenen Relegation gegen Fortuna Düsseldorf den Schiedsrichter Wolfgang Stark mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Dieser schaffte es, nach eigener Aussage, sich wegzuducken und kam mit einem Bluterguss im Nacken davon. Laut Stark rettete ihn zudem nur das Treppengeländer davor zu stürzen.
Stark zeigte den Hertha Spieler noch in der Schiedsrichterkabine wegen Körperverletzung an. Kobiashvili versuchte nicht sich herauszureden und gab den Vorfall zu. Infolgedessen wurde er vom DFB zur bisher längsten Sperre überhaupt verurteilt. Kobiashvili durfte siebeneinhalb Monate lang, keine Spiele für die alte Dame bestreiten.
Eric Cantona
Einer der berühmtesten Ausraster der Fußballgeschichte richtete sich weder gegen einen Schiedsrichter noch gegen einen Gegenspieler, sondern gegen einen Fan. Im Jahr 1995 brannten Eric Cantona, dem französischen Superstar in Diensten Manchester Uniteds, komplett die Sicherungen durch. Im Spiel gegen Crystal Palace flog der Stürmer mit glatt rot vom Platz. Beim verlassen des Spielfeldes wurde er von einem Anhänger von Palace beschimpft und bespuckt, was ihn dazu veranlasste, den Fan mit einem Kung-Fu-Tritt zu attackieren.
Cantona zeigt auch heute wenig Reue für seinen beinahe 25 Jahre zurückliegenden Ausraster. Laut eigener Aussage würde der Franzose heute nichts anderes in der Situation tun, außer noch härter zuzutreten. Dem englischen Fußballverband hat schon der Tritt von ’95 ausgereicht, um Cantona für ganze sechs Monate zu sperren.
Luis Suárez
Ein weiterer Weltklassestürmer, der seine Nerven nicht immer im Griff hat, spielt aktuell beim FC Barcelona. Luis Suárez liefert seit vielen Jahren absolute Topleistungen. Doch hätte er wahrscheinlich noch einige Tore mehr erzählt, wenn er zwischendurch nicht immer wieder für mehrere Wochen gesperrt gewesen wäre.
Bereits 2010, damals noch für Ajax Amsterdam, fiel Suárez das erste Mal unangenehm durch eine Bissattacke auf. Diese Beißere machte der Uruguayer im weiteren Verlauf seiner Karriere zu seinem unschönen Markenzeichen. Denn auch bei seinem nächsten Klub, dem FC Liverpool und für die Nationalmannschaft der Urus konnte er seien Kauleiste nicht zurückhalten. Insgesamt biss er schon dreimal während eines Fußballspiels seinen Gegenspieler. Die erste Attacke brachte ihm sieben Spiele Sperre ein, die zweite zehn Spiele und die dritte neun Spiele Sperre für Uruguay und vier Monate für alle anderen Mannschaften.
Und diese Ausfallzeiten aufgrund seiner Beißattacken sind nicht die einzigen Sünden des Luis Suárez. Er wurde außerdem im Jahr 2011 wegen rassistischer Beleidigungen seines Gegenspielers Patrice Evra zu acht Spielen Sperre verurteilt. Der Superstar aus Uruguay hat in seiner Karriere also schon sehr viel Zeit selbstverschuldet auf der Tribüne verbracht.
Timo Konietzka
In Deutschland kam es auch schon vor mehr als 50 Jahren zu Gewalt gegen Schiedsrichter. Im Jahr 1966 wurde der damalige 1860 München Profi Timo Konietzka handgreiflich gegen den Schiedsrichter. Dieser hatte zuvor ein vermeintliches Handspiel eines BVB Spielers übersehen. Konietzka soll ihn daraufhin vor die Brust gestoßen, gegen das Schienbein getreten und die Pfeife weggeschlagen haben. Der Spieler selbst beteuerte stets seine Unschuld. Trotzdem wurde er vom DFB zu einer sechsmonatigen Strafe verurteilt.
Doch er war nicht der Einzige, der den Schiedsrichter in diesem angegangen ist. Auch sein Mitspieler Manfred Wagner soll etwas zu viel Körperkontakt mit dem Unparteiischen gehabt haben und ihm wurde vom DFB eine etwas mildere Strafe von “nur” drei Monaten aufgebrummt.
Schutz für Schiedsrichter?
Es gab also auch im Profifußball schon häufiger Probleme mit Gewalt gegen Schiedsrichtern. Doch das verdeutlicht nur, wie tiefgreifend das Problem ist. Ein Berliner Landesligist entschied sich aufgrund der aktuellen Lage dazu, die Schiedsrichter ab sofort durch einen externen Sicherheitsdienst schützen zu lassen. Dass es überhaupt zu solchen Maßnahmen kommen muss, ist sehr traurig. Denn gerade im Amateurbereich wird Fußball gespielt, um Spaß zu haben und die Schiedsrichter engagieren sich freiwillig, damit Woche für Woche die Spieler ihrer Leidenschaft nachgehen können.
Vor allem auf dieser Ebene sollten Fair-Play und ein friedliches Miteinander gelebt werden. Jeder Amateur opfert seine Freizeit dem Fußball, weil es seine Leidenschaft ist, doch Vorfälle wie in Münster machen den Sport kaputt. So bleibt vom Sonntag nicht das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Freude über ein tolles Spiel, sondern ein Unwohlsein und Angst.