Seit einigen Tagen regiert nur noch ein Thema die deutsche Fußballlandschaft: Wer sollte in der Nationalmannschaft Stammtorwart sein? Der 33-jährige Weltmeister von 2014, Manuel Neuer, oder die 27-jährige Nummer 1 des FC Barcelona, Marc-André ter Stegen?
Ter Stegen unzufrieden
Eröffnet wurde die gesamte Diskussion durch Unmutsäußerungen von ter Stegen. Der öffentlich bedauerte, bei den letzten beiden EM-Quali Spielen gegen die Niederlande und Nordirland nicht gespielt zu haben. Dass ter Stegen eine höhere Spielzeit erwartet, liegt vor allem daran, dass Bundestrainer, Joachim Löw, ihm nach der WM 2018 mehr Chancen zugesichert hat.
Neuer kritisierte daraufhin die Aussagen ter Stegens, woraufhin ter Stegen sich verteidigte. Doch damit war die Diskussion zwischen den beiden Hauptakteuren abgeschlossen. Die Torhüter beschränkten sich von nun an darauf ihre Standpunkte durch gute Leistungen zu untermauern, wie ter Stegen gegen den BVB in der Champions League.
Hoeneß Rundumschlag
Während der FC Barcelona die Diskussion, bis auf unterschwellige Social Media Nachrichten, unkommentiert ließ, konnte sich Uli Hoeneß weniger zurückhalten. Er holte zu einem Rundumschlag gegen DFB, Presse und ter Stegen aus. Für Hoeneß stelle sich die Torhüterfrage überhaupt nicht und er verbitte sich jegliche Diskussion. Laut ihm sei Neuer der klar bessere Torwart und werde es auch noch auf Jahre bleiben.
Außerdem sei er sehr enttäuscht von der süddeutschen Presse, da diese Manuel Neuer nicht genügend unterstütze. Wohingegen die westdeutsche Presse ter Stegen laut Hoeneß verehre. Natürlich hat Hoeneß für diese Aussagen keine Belege, aber seine Generalabrechnung ist damit längst nicht beendet. Denn auch der DFB müsse sich ganz anders gegenüber den Spielern verhalten.
Seiner Meinung nach hätte sich der Verband klar hinter Neuer positionieren müssen und ter Stegen hätte Konsequenzen für seine Aussagen verdient. Dieses Verhalten des DFB erinnere ihn stark an die Aussortierung der drei Bayern Stars Boateng, Müller und Hummels (heute BVB) vor gut sechs Monaten. Für Hoeneß ist klar, so wird es nicht weitergehen und scheinbar hat er auch eine Antwort auf die Frage, was er denn dagegen tun wolle.
Regeln gelten auch für Bayern
Wie die Sport Bild berichtet, droht Hoeneß damit, keine Spieler mehr für die Nationalmannschaft abzustellen, sollte die Diffamierung seiner Stars in Zukunft nicht unterbunden werden. Ganz unabhängig davon, was die anderen Bayern Verantwortlichen von diesen abenteuerlichen Plänen halten, sind sie offensichtlicher Nonsens. Denn die Vereine (auch der FC Bayern München) sind laut den FIFA-Statuten dazu verpflichtet, ihre Spieler für die Nationalmannschaften abzustellen. Es liegt also gar nicht in der Macht des Uli Hoeneß, über diese Thematik zu entscheiden.
Auf ebendiese Regeln bezieht sich auch Olliver Bierhoff in seiner Antwort auf Hoeneß. Außerdem sind für den Nationalmannschaftsmanager eindeutige Statements pro Neuer von Seiten des DFB gegeben worden. Seiner Meinung nach sind die Einsatzzeiten von Neuer ein klares Zeichen und es bedürfe dazu keiner weiteren Worte.
Die TV-Experten Deutschlands sind zu sehr großen Teilen der Meinung, dass Hoeneß hier mal wieder über das Ziel hinausgeschossen ist. Von Steffen Freund bis zu Lothar Matthäus äußerten sich viele ehemalige Fußballer zu dem Thema. Und hinter all diesem Trubel verschwindet fast die eigentliche Frage, wer für Deutschland im Tor stehen sollte.
Die Entscheidung liegt bei Löw
Rein statistisch geben sich Neuer und ter Stegen nicht viel. Neuer fängt zwar insgesamt weniger Tore, aber ter Stegen wehrt dagegen mehr Bälle ab. Den besseren Torwart über Statistiken zu ermitteln, ist aufgrund der Komplexität des modernen Towartspiels ohnehin schwierig. In den letzten beiden Spielen, zeigte ter Stegen ungewöhnliche Aussetzer, die eventuell durch die mediale Aufmerksamkeit ausgelöst wurden. Aber der Unterschied zwischen Neuer und ter Stegen ist marginal und Joachim Löw ist der einzige, der entscheiden kann, wer momentan der beste Torwart für die Nationalmannschaft ist.