25 Jahre Major League Soccer – Der nordamerikanische Gegenentwurf zum europäischen Spitzenfussball

Am Wochende startete die MLS in ihre 25. Auflage. Die möglicherweise am schnellsten wachsenden Fußballliga der Welt hat auch dieses Jahr einiges zu bieten.

In Fußballdeutschland wird die MLS nach wie vor mehrheitlich belächelt. Es sei eine Liga mit überschaubarem Niveau, in der alternde Stars ihre Karriere ausklingen lassen. Zum Teil stimmt diese Annahme auch, wie das Beispiel Bastian Schweinsteiger zeigt. Aber das Niveau der gesamten Liga hat sich enorm erhöht und auch Spieler, die ihren Zenit noch nicht überschritten haben, wechseln in die MLS. Das beste Beispiel dafür ist der Mexikaner Carlos Vela. Der aktuelle Torschützenkönig und MVP der Liga spielte bereits für den FC Arsenal und Real Sociedad und entschied sich 2018 trotzdem mit 28 Jahren zum Los Angeles FC zu wechseln.

Gute Spieler in der MLS und gute Trainer aus der MLS

Der Erfolg gibt einerseits Vela recht und zeigt andererseits das aktuelle Niveau der Liga. Der Kapitän des LAFC erzielte 34 Tore in 31 Spielen in der Regular Season und legte weitere zehn Treffer auf. Eine atemberaubende Ausbeute, die er so in seiner Zeit in Europa nicht erreichen konnte. In seiner letzten Saison in La Liga standen ihm neun Tore und vier Vorlagen in 35 Spielen zu Buche. Ebenfalls keine schlechte Ausbeute, aber trotzdem weniger als ein Drittel, als in den USA.

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Nichtsdestotrotz ist die MLS nicht zu unterschätzen. Gerade junge Talente aus Südamerika sorgen für immer besseren Fußball und auch die Trainer haben sich taktisch enorm weiterentwickelt. Der beste Beweis dafür ist RB Salzburg Trainer Jesse Marsch. Der US-Amerikaner ist der Nachfolger von Marco Rose bei den Österreichern und sorgte in der Gruppenphase der Champions League für Aufsehen. Gelernt hat er sein Trainerhandwerk in den USA unter anderem bei Monreal Impact und New York Red Bulls.

Neben den Südamerikanern und den gut ausgebildeten Trainer machen auch immer mehr US-Eigengewächse auf sich aufmerksam. Das besondere System der MLS forciert die Jugendarbeit der Vereine und sorgte in jüngerer Vergangenheit für den Export von Talenten, wie Tyler Adams oder Alphonso Davies. Der US-Amerikaner und der Kanadier konnten sich beide schnell in der Bundesliga akklimatisieren und gerade Davies überzeugt als Stammspieler bei den Bayern.

Amerikanische Eigenheiten

Im Gegensatz zum europäischen Profifußball weißt die MLS einige gravierende Unterschiede auf. Nicht nur, der nicht vorhandene Auf- und Abstieg, sondern auch der Sallary Cap und Draft-System machen die MLS einzigartig. Die Ligazugehörigkeit wird nicht, wie in Europa üblich durch Aufstiege aus unteren Ligen erreicht. Stattdessen erwerben die Eigentümer der einzelne Vereine (Franchises) eine Lizenz, die sie dazu berechtigt unter bestimmten Auflagen an der MLS teilzunehmen. Diese Lizenzvergabe ermöglicht der MLS die Liga stetig zu erweitern, um ab der Saison 2022 die gewünschten 30 Mannschaften zu erreichen.

Der Sallary Cap beschränkt die Gehälter der Vereine, in diesem Jahr auf 4,9 Mio. US-Dollar. Es gibt einige Ausnahmeregelungen, was den Sallary Cap betrifft. Die wichtigste und populärste ist dabei die Designated Player Rule (Beckham Rule), die den Vereinen ermöglicht, bis zu drei Spieler zu verpflichten, deren Einkommen über die Gehaltsgrenze hinausgeht. Bekannte Beispiele dafür sind Zlatan Ibrahimović, Bastian Schweinsteiger, Wayne Rooney oder eben David Beckham.

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Neben der Möglichkeit Spieler durch herkömmliche Transfers zu verpflichten existiert der MLS SuperDraft. Vor Beginn der neuen Saison werden bei diesem Draft, wie aus anderen Amerikanischen Sportarten bekannt, junge Spieler, die vom College kommen, an die Vereine verteilt. Die Spieler unterschreiben dabei einen Vertrag mit der MLS. Der Draft soll zur Ausgeglichenheit der Liga beitragen, weshalb in den vier Auswahlrunden jeweils der schlechteste Verein des Vorjahres als erstes einen Spieler auswählen darf. Lediglich Expansion Teams, also neue Franchises, dürfen noch vor dem Letztplatzierten auswählen.

Ein Grund, warum dieses Transfermodell einen Anreiz zu ambitionierter Jugendarbeit bietet, ist die Homegrown Player Rule. Diese Regel erlaubt es den Vereinen unabhängig vom Draft, die in ihrem Verein ausgebildeten Talente, direkt zu verpflichten. Wenn ein Verein also gute Jugendarbeit betreibt, muss er nicht darauf hoffen, vielversprechende Spieler beim Draft zu picken und kann eine unbeschränkte Anzahl eigener Talenten (max. Kadergrößte: 30) pro Saison unter Vertrag nehmen.

Eine Welle der Begeisterung

Neben diesen sportlich interessanten Eigenarten der Liga, weiß die MLS durch ihre tolle Atmosphäre zu überzeugen. Obwohl viele Vereine erst wenige Jahre alt sind und noch nicht lange in der MLS spielen, haben sich schnell Fangruppierungen gebildet, die ordentlich Stimmung in den Stadien machen. Die Zuschauerzahlen stagnieren zwar seit 2015 auf einem guten Wert von ca. 21.000, aber es ist immer wieder beeindruckend, wie neue Vereine aus dem Stand zu Zuschauermagneten werden. Zu Beginn dieser Saison debütierte Nashville SC und zum ersten Heimspiel erschienen 59.000 Fußballbegeisterte.

Die beliebteste Sportart der Welt wird auch in den USA immer mehr zum Volkssport. Zwar ist die MLS noch nicht annähernd mit der NBA oder der NFL zu vergleichen, aber die Entwicklungen sind eindeutig positiv. Für Fußballfans aus Europa bedeute ein Blick in die Amerikanische Liga heutzutage nicht mehr, unterklassigen Fußball zu verfolgen. Denn das Niveau aller Mannschaften nimmt stetig zu und auch Spieler in ihren besten Jahren beglücken die MLS mit ihrem Können.

Die vielen talentierten Spieler in Kombination mit den erfahrenen Stars bieten schon jetzt durchaus interessante Fußballunterhaltung. Doch die Reise der MLS wird in Zukunft noch weiter gehen. In den USA liegt potenzielles Interesse für hochklassigen Fußball und auch die finanziellen Mittel sind vorhanden, um diesen zu finanzieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich das im Fußball einzigartige System beim weiteren Aufstieg der Liga entwickelt. Möglicherweise ist die MLS für Fußballstars in nicht allzu ferner Zukunft eine ernsthafte Alternative zu Europa.

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